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78 MATTHIAS WERNER
Bischof von Minden frei337. Für den Heereszug nach Thüringen bis Erfurt, von wo Herzog Albrecht mit seinem Heer in den Halberstädter Raum weiter zog, ergeben sich danach entweder der Zeitraum bis spätestens April 1260338 oder die Monate nach Mit- te Oktober 1260339. Für eine sichere Entscheidung fehlen, so weit wir sehen, derzeit noch zuverlässige Anhaltspunkte340. Wir tendieren, auch mit Blick auf die Zeitansätze Siegfrieds von Ballhausen und der Reinhardsbrunner Chronik, zu der „Frühdatierung“ und vermuten, dass der Kriegszug, den Herzog Albrecht gemeinsam mit Sophie von Brabant und deren Sohn Heinrich nach Thüringen unternahm, in der zweiten Jahres- hälfte 1259 oder in den ersten Monaten des Jahres 1260 stattfand.
Doch auch unabhängig von der genauen Datierung lassen die Quellen erkennen, dass es sich nicht um ein größeres und längeres militärisches Unternehmen handelte, sondern eher um einen kürzeren Raub- und Plünderungszug, der letztlich kampflos verlief, aber zur vorübergehenden Besetzung bzw. auch zum Übergang341 einiger wich- tiger Plätze wohl vorwiegend im nordwestlichen Thüringen an Herzog Albrecht führ- te. Nähere Informationen über die Rolle und die Erfolge Sophies und Heinrichs bie- tet allein die Reinhardsbrunner Chronik342. Sie nennt als Schauplatz des Geschehens Eisenach und dessen engere Umgebung und legt ihrem Bericht zugrunde, dass So- phie zwar die Stadt Eisenach, nicht aber die Wartburg in ihre Hand gebracht habe343. Auch diese Darstellung, die weder tendenziöse noch anekdotische Elemente enthält, wird man – wie schon zuvor den Bericht der Chronik über die verweigerte Rückgabe der Wartburg durch Markgraf Heinrich344 – kaum bezweifeln wollen. Noch viel weni-
337 Bähr (wie Anm. 208), S. 28; zillmann (wie Anm. 50), S. 237, 278; der Vergleich mit dem Bischof und dem Domkapitel von Minden datiert vom 13.9.1260.
338 So der Großteil der Forschung. Während wenck (wie Anm. 25), S. 225, für 1259 eintrat, hielten u. a. weGele (wie Anm. 9), S. 31, Bähr (wie Anm. 208), S. 33 mit Anm. 6, und zillmann (wie Anm. 50), S. 278, das Frühjahr 1260 für den wahrscheinlichsten Zeitpunkt.
339 Dieser Ansatz wird m. W. in der Forschung nicht weiter verfolgt. Eher allgemein von 1260 sprachen il- Gen/VoGel, S. 186 ff., S. 325, 335 ff., während lutz (wie Anm. 9), die divergierenden Quellennach- richten zu vereinen suchte, in dem er 1259 – entsprechend Siegfried von Ballhausen – einen größeren Vernichtungszug Sophies nach Thüringen annahm, den ihre Truppen 1260 unter Herzog Albrecht wie- derholt hätten. Doch lässt sich diese These nicht weiter belegen noch auch plausibel machen.
340 Die aussagekräftige Urkunde DoBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 446, Nr. 2833a, die ilGen/VoGel, S. 190 mit Anm.* und S. 339 mit Anm. *, auf 1260 datierten und als wichtiges Indiz für ihren Zeitansatz aus- werteten, gehört in das Jahr 1268. – Zur Datierungsproblematik vgl. auch die Überlegungen von kälB- le im vorliegenden Band.
341 Hier möchte man an Mühlhausen, vgl. Anm. 327 und 331, denken, ebenso mit kälBle, städtische Eli- ten (wie Anm. 317), S. 280 f., an Eisenach.
342 Vgl. oben S. 63 ff.
343 In dem Bericht spielen die Hilfe der cives Ysenacenses und der civiumque Ysenacensium sibi [sc. Sophie] adhe-
rentium sowie das mutige Auftreten des cives prepotens von Welsbach eine zentrale Rolle. Sie dürften sich nach der wettinischen Inbesitznahme der Zeit nach 1256, vgl. oben S. 74, und den militärischen Akti- onen von 1259/60 Sophie als ihrer rechtmäßigen Stadtherrin angeschlossen haben, vgl. auch die den historischen Kern des Berichts bestätigenden Beobachtungen von kälBle, städtische Eliten (wie Anm. 317), S. 280 f.
344 Oben S. 66 mit Anm. 287.