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100 MATTHIAS WERNER
Heinrich an die Wettiner übergegangen war. Zum anderen könnte der hiermit nahezu gleichzeitige Abschluss eines Landfriedens zwischen Landgraf Heinrich und Bischof Simon von Paderborn am 16. März 1265 als das erste Bündnis mit einem Reichsfürs- ten neben dem Braunschweiger Herzog ebenfalls darauf hindeuten, dass der Konflikt mit den Wettinern um die thüringischen Güter beigelegt war und sich Landgraf Hein- rich nunmehr ganz auf den offensiven Ausbau und die innere und äußere Festigung seiner Herrschaft Hessen konzentrierte450 – eine neue Situation, die seinen bisherigen Verbündeten Graf Gottfried V. von Ziegenhain dazu veranlasste, die Seiten zu wech- seln und sich im April/Mai 1265 Heinrichs bisherigen Gegnern, dem Erzbischof von Mainz451 und Landgraf Albrecht von Thüringen452, anzuschließen.
Doch müssen diese indirekten Datierungshinweise letztlich vage bleiben453. Sie gewin- nen allerdings an Gewicht, wenn man sie mit der allgemeinen Plausibilitätsüberlegung ver- bindet, dass dem engen inhaltlichen Zusammenhang, der zwischen den Freilassungsbe- dingungen Herzog Albrechts von Braunschweig (die Auslieferung von acht Burgen) und den Abfindungszusagen Landgraf Albrechts an Heinrich von Hessen (die Übertragung
Obgleich Landgraf Albrecht Eisenach bereits 1258 zu unsere[n] Stätte[n] gezählt hatte, vgl. S. 74 mit Anm. 320, erscheint Eisenach doch seit dem Frühjahr 1265 sehr viel stärker in die wettinische Herr- schaft integriert.
450 Ludwig weiland (Hrsg.), Constitutiones et acta publica imperatorum et regum, Tomus II, inde ab a. MCXCVIII usque ad a. MCCXXII (mGh. Leges, Bd. IV, 2), Hannover 1896, S. 610 f., Nr. 443; Grote- fend/rosenfeld, S. 35 f., Nr. 95; vgl. dazu weidemann (wie Anm. 141), S. 405, und unten S. 105 ff.
451 Gudenus, Codex diplomaticus (wie Anm. 36), Bd. 2, S. 155 f., Nr. 118; Böhmer/will, XXXVI (Erz- bischof Werner), S. 364, Nr. 124; Ziegenhainer Regesten online Nr. 712 (Stand: 10.6.2013); das am 28.4.1265 in Kostheim geschlosse- ne Bündnis stellte letztlich eine Erneuerung des Ziegenhain-Mainzischen Vertrages von 1252 dar, dazu oben S. 45 mit Anm. 196. Dass ihm Streitigkeiten zwischen Heinrich und Graf Gottfried vorangegan- gen waren, nachdem Heinrich „in Hessen selbst mit seinen Ansprüchen energischer hervorgetreten zu sein“ scheint, wie weidemann (wie Anm. 141), S. 405, angab, lässt sich nicht belegen.
452 wenck (wie Anm. 179), S. 133 f., Nr. 151; Grotefend/rosenfeld, S. 36 f., Nr. 97; doBenecker, Re- gesta, Bd. 3, S. 516, Nr. 3283; Ziegenhainer Regesten online Nr. 311 (Stand: 29.11.2011). Das gegenseitige Schutzbündnis galt seitens Land- graf Albrechts specialiter, quod si a domino Hassie, nostro consanguineo, sive a domino Brundswicensi impeteremur hostiliter iterato, idem comes nobis prestabit in continenti auxilium et juvamen. Im weiteren Verlauf der Urkunde ist von Heinrich und Herzog Albrecht als von den dictis principibus die Rede.
453 Dies gilt auch für die Titulierung Heinrichs von Hessen, auf die von der Forschung immer wieder in diesem Zusammenhang verwiesen wird, vgl. zu der gesamten Diskussion oben S. 72 mit Anm. 308. So folgerte etwa lutz (wie Anm. 9), S. 260, aus der Tatsache, dass sich Heinrich in einer Urkunde vom 30.10.1264 als Landgraf von Thüringen und Herr von Hessen, in einer Urkunde vom 31.12.1264 hinge- gen lediglich als landgravius dominus Hassie titulierte, Grotefend/rosenfeld, s. 31 f., Nr. 85, Nr. 87, do- Benecker, Regesta, Bd. 3, S. 506, Nr. 3213, Nr. 3215, darauf, dass der Vertrag zwischen dem 30.10. und dem Jahresende 1264 gültig geworden sei. Bereits VoGt (wie Anm. 147), S. 332, hatte auf diesen Sach- verhalt verwiesen, aber zu dem Ausbleiben des Thüringer Titels in dieser und fast sämtlichen nachfol- genden Urkunden Heinrichs lediglich vermerkt, es sei „doch zu deutlich, als daß man schließen dürfte, man habe überhaupt nicht darauf geachtet“. Wie Anm. 308 ausgeführt, ist das signifikante Auslaufen des thüringischen Landgrafentitels bei Heinrich und Sophie von Brabant seit dem Ende 1264 am plau- sibelsten mit der Friedensregelung mit den Wettinern zu erklären, ohne dass sich hieraus aber sichere Anhaltspunkte für die Datierung gewinnen ließen.