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NEUGESTALTUNG IN DER MITTE DES REICHES 95
in der Saaleregion handelte426. Folgenreich für die künftige Geschichte des thüringisch- hessisch-braunschweigischen Raums war jedoch allein die bloße Tatsache der unver- hofften Niederlage Herzog Albrechts gegen die Söhne Heinrichs des Erlauchten, die dazu führte, dass diesen ihr Hauptgegner in die Hände fiel und über ein Jahr von ih- nen gefangen gesetzt wurde. Erst Ende Oktober/Anfang November 1264 konnte sich Herzog Albrecht, wie wiederum die zeitgenössischen thüringischen Quellen berich- ten, gegen die Zahlung der hohen Summe von 8000 Mark und die Abtretung von acht Burgen freikaufen427.
2. Die compositio vom Spätherbst 1264
In Kontrast zu der Schlacht von Wettin und der Gefangennahme Herzog Albrechts, die in der zeitgenössischen Überlieferung und in der spätmittelalterlichen thüringisch- sächsischen Tradition breitesten Widerhall fanden428, ließen es die zeitgenössischen – vorwiegend Erfurter – Berichterstatter völlig unerwähnt, dass offenbar in engem Zu- sammenhang mit dem Freikauf Herzog Albrechts auch der Konflikt zwischen Sophie und Heinrich und ihren wettinischen Vettern beendet wurde. Erst die 1340/49 ver- fasste Reinhardsbrunner Chronik berichtet in ihrem Jahreseintrag zu 1264 über ei- nen Vergleich, der durch Vermittlung Herzog Albrechts von Braunschweig (median- te duce Alberto) zwischen Markgraf Heinrich und seinen Söhnen und Herzogin Sophie und ihrem Sohn Heinrich zustande gekommen sei429. Der Autor fügt diese Nachricht direkt an seinen – wörtlich aus der Erfurter Peterschronik übernommenen – Bericht über den Freikauf Herzog Albrechts aus der wettinischen Gefangenschaft an430 und teilt folgenden Inhalt der composicio mit: Landgraf Heinrich von Hessen nahm als Gegenleis- tung für seinen Verzicht auf seine gesamten Rechte an dem Land Thüringen alle festen Orte unter seine Herrschaftsgewalt, die Herzog Albrecht für seine Freilassung herausgeben musste, nämlich Al- lendorf, Witzenhausen mit anderen am Werrafluß gelegenen Plätzen, sowie 600 Mark, für die er die Stadt Weißensee erhielt. Unmittelbar daran anschließend vermerkt der Chronist: Zur selben Zeit wurde die Tochter Landgraf Albrechts mit dem Sohn Herzog Albrechts verlobt431.
426 ilGen/VoGel, S. 184 f. mit Anm. **, S. 351 f.
427 Chronica Minor (wie Anm. 29), S. 670 (zum Jahre 1264): Dux Albertus de Brunswic redemit se a captivitate
cum VIII milibus marcarum et VIII castellis; diese Angabe wurde, erweitert um den Vermerk cum per annum captivus esset, in die Peterschronik (wie Anm. 266), S. 254, übernommen. Erstmals sicher bezeugt ist Al- brecht nach seiner Gefangenschaft in einer von ihm für St. Michael in Hildesheim ausgestellten Urkun- de vom 11.11.1264, vgl. Bähr (wie Anm. 208), S. 35 mit Anm. 3.
428 Vgl. die Zusammenstellung bei weGele (wie Anm. 9), S. 35 ff. Anm. 1, sowie jüngst bei lück (wie Anm. 417), S. 8 f.
429 Reinhardsbrunner Chronik (wie Anm. 244), S. 624: Hiis eciam diebus facta est composicio mediante duce Alber- to inter marggravium Heinricum et filios suos et inter Sophiam ducissam et Heinricum lantgravium Hassie, filium suum.
430 Zum Bericht der Peterschronik vgl. Anm. 425. Die Anschlussformel des Reinhardsbrunner Kompila-
tors Hiis eciam diebus ist wie Illis diebus oder Eo tempore u. ä. eine für ihn typische und häufige Wendung.
431 Reinhardsbrunner Chronik (wie Anm. 244), S. 624: Heinricus lantgravius Hassie, ut abrenuncciaret omni iuri suo in terra Thuringie, recepit in suam potestatem omnes municiones, quas dux Albertus pro redemptione sua dederat, scilicet


































































































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