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sprach sich dagegen aus und tadelte das übereilte Vorgehen11. Am Karsamstag 1744 wiederholte nun der Markgraf seinen Besuch im Oratorium, das er nach der Aufer- stehungsfeier eingehend besichtigte. Er ließ den Missionar ermuntern, um Geneh- migung zum Bau eines neuen Oratoriums nachzusuchen. Der bei Friedrich in Gunst stehende Hofstukkateur Joseph Hieronymus Andreioli12 überreichte daraufhin dem Markgrafen das Baugesuch der Gemeinde13. Diesem wurde am 12. Oktober 1744 unter der Bedingung, daß ein evangelischer Lehenträger aufgestellt, der Bauplan vorgelegt und ein Revers unterschrieben werde, widerruflich stattgegeben14. Inzwi- schen aber hatte schon der als Erbauer der neuen Residenz, des Opernhauses und der Schloßkirche berühmte Joseph St.-Pierre15 einen Plan entworfen, den man am 19. Oktober 1744 der Regierung vorlegte16. Am 7. Dezember 1744 benachrichtigte man den Fürstbischof von diesen Vorgängen und bat um Bauholz, um im Frühjahr mit den Arbeiten beginnen zu können17. Schönborn war mit dem Vorhaben einver- standen und sicherte seine Hilfe zu18. Indes mahnte er auch zur Vorsicht, denn „das Geld sei die Seele eines jeden Bauunternehmens“. Ehe man beginne, müsse ein aus-
11 23. Januar 1744 (OABbg PfA 84 FH 6 pr 3). –
Die endgültige Regelung erfolgte am 10. Februar 1744: der Kauf scheint zu riskant und kostspielig. Man könnte eher versuchen, einen Teil der Räume zu pachten (ebenda pr 4). Die Gemeinde stellt sich am 21. März 1744 hinter Finck und bekennt, selber zur Abfassung des Bettelbriefes gedrängt zu haben. Man habe ja bisher nur von Bettelbriefen gelebt (ebenda pr 7). Ein Pachtvertrag sollte entwor- fen und der Geistlichen Regierung vorgelegt werden, zugleich wird ein Sammelpatent ausgestellt (Geistliche Regierung an Gemeinde am 28. März 1748, ebenda pr 9). Aber auch dieser Plan wurde nicht verwirklicht.
12 Andreioli war bis 1728 in Ottobeuren tätig, in Bayreuth seit 1736: „Hof und Landstukkator“, von dort nach Dresden (so Sitzmann, Künstler 14, zu ergänzen).
13 Akt „Katholisches Bethaus“ in der Hss Sammlung des Historischen Vereins für Oberfranken und Sitz- mann, Kirchen 27.
Finck erwähnt eine „Geheimbde Rätin“ reformierter Religion, wohl Frau v. Sonsfeld, die ihn immer wieder, ebenso wie andere wohlgesinnte Protestanten, zum Bauen ermunterte. Als das vom Mark- grafen verlangte Gesuch eingereicht worden war, suchte sie alle Geheimen Räte zur Zustimmung zu bewegen, was ihr auch gelang (OABbg PfA 84 FII 6 pr 69). Das Gesuch war von Andreioli am 25. September 1744 vorgelegt worden (STABbg ex A 170 79 pr 5).
14 STABbg ex A 170 79 pr 5.
15 Joseph St.-Pierre (ca. 1709–1754), ab 1746 Leiter des Hofbauamts, maßgeblicher Gestalter des Stadt-
bildes von Bayreuth. Er erbaute Sanspareil, Opernhaus, Hospital und Kirche, Schloßkirche, neues
Schloß etc. (Sitzmann, Künstler 305 ff).
16 Zugleich schlug die Gemeinde den Bürgermeister Adolph Fränckel von St. Georgen als Lehenträger
vor, und bat um ein Formular für den zu unterzeichnenden Revers. Am 28. November 1744 stellte der Markgraf ein Sammelpatent für die Gemeinde aus, in dem er den Bau der allgemeinen Wohltä- tigkeit empfiehlt (STABbg ex A 170 79 pr 5).
17 OABbg PfA 84 FII 6 pr 11.
18 Schon am 14. Dezember 1744 dankt Frau von Lüchau dem Bischof dafür (OABbg PfA 84 FII 6 pr 10).
Sie sollte sich in der Zukunft als treue Helferin Fincks erweisen. Maria Charlotte von Lüchau, geb. von Lüschwitz, hatte 1724 den Geheimen Rat und Landschaftsdirektor Friedrich Ludwig von Lüchau
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