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Öffnung einer katholischen Kirche in einem evangelischen Lande mit dem Gewis- sen vereinbaren könne. Das müsse mit allem Ernste bedacht werden, denn Bam- berg strebe zur Zeit bereits nach einem dritten Ort, wo es seinen bischöflichen Ein- fluß geltend zu machen suche. Am besten sei es, den Katholiken so enge Grenzen zu ziehen, daß „einem Bischof die Lust vergehe, sich pro ordinario zu gerieren“3.
Der Art des Markgrafen Friedrich entsprach es allerdings wenig, religiösen Ei- fer zu zeigen. Vielmehr überraschte er Finck, der es inzwischen wohl verstanden hatte, sich bei Hofe angenehm zu machen, mit einem besonderen Gunsterweis. Am Karsamstagabend 1741 besuchte er samt der Markgräfin Wilhelmine4 und de- ren Hofstaat das Oratorium, um das eigentlich verbotene „Heilige Grab“ zu sehen. Weihbischof v. Hahn5, dem Finck dies eilends mitgeteilt hatte, konnte sich „aus in- nerlichst geschöpfter Herzensfreud nicht enthalten“. dies vielversprechende Omen sofort dem Fürstbischof zu melden und knüpfte daran die Hoffnung, Gott werde auch weiterhin die Geschicke der Bayreuther Gemeinde zum Guten lenken6. Da in diesem Jahre wieder ein Ad-limina-Bericht zu erstatten war, konnte Schönborn die Mission in Bayreuth und deren Fortschritt darin sogleich als einen seiner Erfolge er- wähnen7.
Das Wachstum der Gemeinde an Zahl und Ansehen verursachte eine wachsende Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Oratorium, das die Gläubigen, zu denen sich regelmäßig auch Protestanten gesellten, nicht mehr faßte. Ein großer Teil von ihnen mußte sich während des Gottesdienstes auf dem Hausflur, auf Gang und Treppe aufhalten. Es erhob sich also die Frage nach einem geeigneten Gottesdienstraum8. Zunächst faßte man den Plan, das von der Regierung zum Kaufe angebotene Akade- miehaus zu erwerben9, und begann etwas voreilig mit der Sammlung von Beiträgen dazu im „Ausland“10. Doch ein ausführliches Gutachten der Geistlichen Regierung
3 STABbg cx A 170 79 pr 4. Mit dem „dritten Ort“. auf den der Bischof seinen Einfluß geltend machen will, ist Erlangen gemeint, der zweite Ort ist Kulmbach (vgl. S.8).
Friederike Sophie Wilhelmine, Lieblingsschwester Friedrichs II., 1709–1758 (Großmann-Zingeler 37).
5 Franz Joseph v. Hahn 1699–1748, seit 1734 Weihbischof (Wachter 3670).
6 STABbg B 74 III 1 pr 91; Looshorn VII 123.
7 „... singularem quoque in animo meo laetitiam excitat, quod concessio a defuncto marchione Ba-
ruthano catholicis super libero religionis suae in urbe Baruthensi exercitio facta, ad aliquod tempus titubare visa, nunc opera mea et firmata cum moderno marchione amicitia magis solidata fuerit, mis- sio-nario quodam huic exercitio a quingentis et ultra catholicis nunc frequentato ex seminario meo Bambergensi adiecto, simul pro meliore sustentatione ex aerario dicti seminarii atque mensae meae annuo subsidio cum magno animarum fructu praestito“ (ASV S. Congr. Conc. Relationes ad visit. SS. Liminum, Bamberga, nicht näher bezeichnet).
8 Bericht Fincks 20. Januar 1747 (OABbg PfA 84 F II 6 pr 60).
9 Gemeinde an Bischof Dezember 1743 und Januar 1744 (OABbg PfA 84 F II 6 pr. 2. Das Haus hatte 60
Zimmer und einen großen Saal.
10 OABbg PfA 84 F II 6 pr 1 d; 6.
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