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gemacht. Trotzdem hatte er durch Bildung und feine Art den Hof, durch Freundlich- keit und ungeachtet eigener Not geübte Caritas die Herzen des Volkes gewonnen. Über seinen Tod trauerten darum nicht nur die Katholiken. Der Superintendent28, dem die Gemeinde die ihm zukommenden Begräbnisgebühren entrichten wollte, weigerte sich diese anzunehmen und sagte, sie mögen nur gehen und wenn sie ei- nen ebenso klugen und tugendhaften Jesuiten, wie P. Lang es gewesen sei, als Seel- sorger erhielten, solle er ihm sehr willkommen sein. Den Leichnam ihres toten Seel- sorgers überführte eine Abordnung der Gemeinde zum Begräbnis nach Amberg29. Es wäre nun das Nächstliegende gewesen, daß ein Ordensbruder des Verstorbenen dessen Nachfolge angetreten hätte. Aus unbekannten Gründen geschah dies aber nicht. Hingegen nahm sich der Franziskanerkonvent von Marienweiher der ver- waisten Gemeinde an. Als erster kam P. Clodovaeus Krippert29a nach Bayreuth, ihm folgte P. Luchesius Seuling, den P. Baldus Erhard ablöste. Von der Tätigkeit dieser Franziskaner ist nicht viel bekannt. Doch scheinen sie dadurch, daß sie im Gegen- satz zu Pater Lang ihr Ordenskleid trugen, und durch die ihrer franziskanischen Art entsprechende volkstümliche Art der Seelsorge unter der besonderen Abneigung der Protestanten den Bettelorden gegenüber gelitten zu haben30.
Noch während der Tätigkeit der Franziskaner aber wurde eine neue Phase in der Entwicklung der Bayreuther Mission eingeleitet. Die Gemeindevorsteher wandten sich nämlich am 16. Juli 1731 an Klemens XII. um Hilfe. Seit dem Tod des „guten Markgrafen“31, der sie stets finanziell unterstützt hatte, wußten sie nicht mehr, wie sie ihren Seelsorger ernähren sollten. Darum baten sie den Papst, er möge entweder P. Erhard zum missionarius apostolicus ernennen, damit er von der Propaganda sei- nen Unterhalt beziehen könne, oder wenigstens den Bischof von Bamberg zur Hil- feleistung für die Bayreuther Gemeinde auffordern32. Dieses Schreiben samt einem Brief des P. Erhard wurde vom Staatssekretariat am 25. Juli 1731 der Propaganda übermittelt33. Die Angelegenheit kam in der Kongregation vom 7. August 1731 zur Sprache und die Kardinäle beschlossen: „Scribatur Nuncio de Colonia et ad Ssmum.
28 Friedrich Kaspar Hagen 1681–1741, seit 1723 Superintendent (Simon, Bayreuther Pfarrerbuch 882).
29 HSTA Mchn, Jesuitica 232 f 140 f. – Die seelsorgliche Arbeit P. Langs wurde auch von P. General Tamburini lobend anerkannt (Tamburini an Provinzial P. F. X. Hallauer 19. April 1727, ARSJ Germ.
sup. 14 Epistolae (generalis 1721–1730, f 915).
29a Er lebte 1699–1777, seit 1724 Priester (Lins B. – Bihl M., Tabulae Cartulares Provinciae Argentinae OFM
Obs. 1587–1805 in: Analecta Franciscana 8 (1946) 385).
30 Bavaria Franciscana antiqua II 589 f. In einem Schreiben vom 22. Februar 1756 an die Propaganda
meinte der Nuntius von Köln, es sei die Ausweisung des Franziskaners auf die Abneigung der Mark- gräfin Wilhelmine zurückzuführen (APF Scr rif 765 f 611‘). Damit irrt er aber, denn Wilhelmine kam erst nach Bayreuth, als Markgraf Friedrich 1735 die Regierung antrat.
31 Wer dieser „gute Markgraf“ war, ist nicht klar. Hermann von Hohenzollern starb erst 1733 und Ge- org Wilhelm war schon 1727 gestorben.
32 APF Scr rif 670 f 818–820.
33 ebenda.
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