Page 47 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Zum Erfurter Geleit in Mittelalter und früher Neuzeit
Wirtschaftspolitik der Landesherren zur Förderung des Landes erkennen, die zugleich auch dem Handelsplatz Erfurt zugute kam.
2. diE amTlichE übErliEfErung
Die originale Geleitstafel Hartung Cammermeisters von 1441 oder eine zeitgenössische Abschrift sind offenbar nicht erhalten. Doch war sie stets in Gebrauch, wie eine zufällige Erwähnung beispielsweise im Jahre 1516 zeigt.81 Ihre nachweisbare Überlieferung beginnt, soweit festzustellen, erst über 90 Jahre nach ihrer Anlage im Jahre 1533 (GT 6), damals und auch künftig häu- fig mit Bezug auf ihren Verfasser.82 Die Tafel wurde im Erfurter Geleitsamt immer wieder abgeschrieben, schon um für die tägliche Arbeit gerüstet zu sein. Dementsprechend fanden sich 1570 nach dem Tode des Geleitsmannes Florian Schade bei der Inventur des Geleitsamtes fünf Exemplare: eine „gar alte Geleitstafel, nach der man das Geleitsgeld einnimmt“; sie und zwei wei- tere waren in Pergament unterschiedlicher Farbe und eine fünfte „in Bret- ter gebunden“, eine sechste war „auf Pergament“ geschrieben.83 1588, bei der Inventur nach dem Tode des Geleitsmannes Johann Hoffmann, wurde ein vorgefundener Band sehr genau aufgenommen: Zu Beginn fünf „nicht nummerierte“ Blätter mit Aufzeichnungen, „wie es um das Geleit, Tore und Viehmärkte“ bestellt sei, dann folgten auf 37 Blättern, „von Numero 1 bis auf 37 verzeichnet“, die Tariflisten sowie weitere 22 Blätter mit Verträ- gen usw.; hinzugefügt wurde, dieses Register sei aus des alten Geleitsman- nes Hartung Cammermeister Register von 1541 geschrieben.84 Bei diesem „Buch in Bretter und quarto gebunden mit Clausuren“ (d.h. Verschlüssen) handelte es sich offenbar um eine Art Handbuch des Geleitsmannes, in dem
81 ThStA Weimar, EGA Reg. Aa Nr. 2886 Bl. 108v–109r; vgl. unten Anm. 101.
82 Nicht erwähnt wird er in GT 10, 11, 13, 16 und 17, doch handelt es sich stets um
seine Tafel.
83 1570 Okt. 25: ThHStA Weimar, Fstm. Weimar B Nr. 23664 Bl. 1r.
84 1588 Juni 6, ebd. Bl. 3r/v: Ein buch in bretter und quarto gebunden mit clausuren,
darinnen anfangs funf bletter beschrieben, wie es umb das gleit, thor und vihe- merkte geschaffen, seint nicht numerirt. Hernach aber volgen sieben und dreissig bletter von numero 1 bis uff 37 verzeichnet, darinnen zu befinden, was von aller- ley wahren zu gleit zu geben herbracht, und dan letztlich 22 beschriebene bletter, uf welchen allerley [...] erklerung des Zeitzischen und anderer vertrege und wie es der strassen halben im gleit solle gehalten werden. Dieses register ist aus des alten gleitzmans Harttung Cammermeisters register anno 1541 geschrieben.
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