Page 41 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Zum Erfurter Geleit in Mittelalter und früher Neuzeit
rich von Fulda und seinem Schwager Graf Berthold von Henneberg einen zweijährigen Landfrieden für Thüringen. In ihm gilt dem Geleit ein aus- führlicher Abschnitt: Der Landgraf verpflichtet sich, falls jemand durch sein Land fahre, das Geleit zahle und seinen Amtmännern und Geleitsleu- ten ankündige, dass er unter seinem Geleit fahre, im Schadensfall zum Scha- densersatz und zur Verfolgung der Täter, ebenso die beiden anderen Her- ren, wenn deren Beamte zuständig seien.60
Schon acht Wochen vor dem Landfrieden hatte Landgraf Friedrich am 6. März 1311 ein bemerkenswertes Schreiben an die Bürger der Reichsstadt Wetzlar gerichtet.61 Er teilte ihnen mit, nach der Einigung mit dem Reich und intensiv besorgt um den Frieden in seinen Landen habe er angeord- net, die Märkte (Messen) in seinen Ländern zu erneuern; deshalb gewähre er ihnen von ihrer Ankunft in Vacha an – wo sie sein Territorium erreichten – sein wohlwollendes und sicheres Geleit, überallhin in seinen Landen und Hoheitsgebieten mit jeder Art von Waren zu reisen;62 wenn sie die zu leis-
hindere di keine unsir straze. Nach dem Wortlaut geht es um die sichere Benut- zung aller Straßen unter der Herrschaft des Landgrafen durch die Erfurter, nicht nur um die „Freiheit der Straßen nach Erfurt“, wie Patze: Politische Geschichte (wie Anm. 30). S. 70 meint. Die Aufnahme dieser Bestimmung in den Friedens- vertrag zeigt die für die Handelsstadt lebenswichtige Bedeutung des sicheren Straßenverkehrs.
60 1311 April 28, Const. Bd. 4. Bearb. von Jakob Schwalm (MGH Leges. 4, 4). Han- nover/Leipzig 1906–11. Nr. 1179: cap. 3. Fure imant durch unse lant unde gebe sin geleite unde kundegte unsin ammechtmannin unde unsin geleitslutin, daz her in unseme geleite fue re, vorlure der icht in unsen landen, daz schulle wi ime geldin unde ufrichtin unde schullin der name unde deme schaden lazin volgen. Wo her hine kue mt, wo dar zu der apt oder di her da zcu gesatzt hat, unse swager unde di her dar zcu gesatzt hat uns nicht in hulfin volgin, an welchir ime daz gebreche, der schal den schadin geldin unde dar zcu schal uns der ander beholfin sin.
61 [1311] März 6, UB der Stadt Wetzlar. Bd. 1: 1141–1350. Bearb. von Ernst Wiese (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. 8, 1). Marburg 1911. Nr. 742. Zur Ergänzung der fehlenden Jahresangabe ebd. Anm. 2 sowie, zustimmend und ergänzend, Leist: Landesherr (wie Anm. 58). S. 108 Anm. 107.
62 UB Stadt Wetzlar 1 (wie Anm. 61), Nr. 742: Ex unione, qua graciose Romano sumus imperio reformati, per terrarum nostrarum terminos dediti pacis votive solacio nundinas in terris nostris decrevimus revocare, vobis singulis exhibentes nostrum ducatum benivolum et securum ubilibet, postquam in Vache veneritis, per nostros terminos et districtus cum rebus quibuslibet transeundi; [...]
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