Page 40 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Karl Heinemeyer
sie sei um 1315 entstanden.57 Da die Tafel im „Grünen Buch“ an das im Jahre 1320 angelegte erste Mainzer Verzeichnis Hermanns von Bibra anschließt, wurde sie frühestens 1320 dort aufgenommen. Doch dürfte die Geleitstafel nicht nach 1332 abgeschrieben worden sein, als das „Bibra-Büchlein“ vor- lag; denn dann hätte man sie an das dadurch überholte Verzeichnis von 1320 unmittelbar anschließen können, ohne noch eine Seite frei zu lassen (Bl. 43r) und sie auf einer linken Seite zu beginnen (Bl. 43v). Das Freilassen dieser Seite deutet darauf hin, dass der Eintrag der Geleitstafel bereits zu einer Zeit erfolgte, als man noch mit Nachträgen des Verzeichnisses rech- nete, also 1320 oder nur wenig später.
Zu fragen bleibt, welcher der drei Landgrafen des 14. Jahrhunderts mit dem Namen Friedrich die Geleitstafel angelegt hat. Wegen der Datierung ihres Eintrags im „Grünen Buch“ scheidet Friedrich III. der Strenge (1349– 1381) aus. Somit kommen als Urheber Friedrich I. der Freidige (gest. 1323) und, in der Anfangszeit, sein Nachfolger Friedrich II. der Ernsthafte (1323– 1349) in Frage.
Friedrich I. war es im Dezember 1310 gelungen, von König Heinrich VII. als Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen anerkannt zu wer- den;58 damit wurde auch der Verkauf der Landgrafschaft durch seinen Vater Albrecht aufgehoben. Nach den Wirren der vergangenen Jahrzehnte im wettinischen Hause war Friedrich bemüht, die Verhältnisse im Lande zu ordnen, auch wenn die häufigen Fehden und Kriegszüge in der Folgezeit nicht aufhörten. Nachdem er schon im Juli 1310 mit der Stadt Erfurt Frie- den geschlossen und dabei den Erfurtern den sicheren Verkehr auf allen sei- nen Straßen garantiert hatte,59 errichtete er am 28. April 1311 mit Abt Hein-
57 Gerbing: Erfurter Handel (wie Anm. 4). S. 128.
58 Vgl., auch zum Folgenden, Wagenführer, Hertha: Friedrich der Freidige. 1257–
1323 (Historische Studien. Bd. 287). Berlin 1936. Bes. S. 60 ff.; Patze: Politische Geschichte (wie Anm. 30). S. 67–74; Schieckel, Harald: Art. „Friedrich I. der Freidige“. In: Neue Deutsche Biographie. Bd. 5. Berlin 1961. S. 518 f.; Leist, Win- fried: Landesherr und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter 1247–1349 (Mitteldeutsche Forschungen. Bd. 77). Köln/Wien 1975. S. 91–142, hier S. 105– 107; Jäschke, Kurt-Ulrich: Markgraf Friedrich der Freidige und König Heinrich VII. – ein offenes Verhältnis. In: Studien zu Literatur, Sprache und Geschichte in Europa. Festschrift Wolfgang Haubrichs. Hg. von Albrecht Greule, Hans-Wal- ter Herrmann u.a. St. Ingbert 2008. S. 689–699.
59 1310 Juli 17, StadtA Erfurt, 0-0/A 17 Nr. 20 (Ausf.). Druck: UB Stadt Erfurt 1 (wie Anm. 31), Nr. 559: Ubir daz so in wolle wi nicht, daz imant in zu schadin
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