Page 39 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
P. 39

Zum Erfurter Geleit in Mittelalter und früher Neuzeit
Der Inhalt des „Grünen Buches“ ist auch in jüngeren Abschriften über- liefert. Ein Kopialbuch der Mainzer Verwaltung in Erfurt aus dem 15. Jahr- hundert enthält neben den „Concordata Gerhardi“ das Lehnsverzeich- nis Landgraf Albrechts und das Protestschreiben Erzbischof Gerhards II. sowie Teile des Verzeichnisses von 1320, nicht aber die Geleitstafel.52 Ein zweites Kopialbuch, sehr wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert, wieder- holt mit Ausnahme der „Concordata Gerhardi“ getreu das gesamte übrige „Grüne Buch“ einschließlich der landgräflichen Geleitstafel (GT 3).53
Während diese Kopiare aus der Mainzer Verwaltung in Erfurt stam- men, kannte man – wie nicht anders zu erwarten – auch in der städtischen Verwaltung die Geleitstafel des Landgrafen Friedrich. Das belegt ihre Abschrift vermutlich aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (GT 2) in einem städtischen Amtsbuch, in dem eine Vielzahl von Dokumenten zu „Accise, Zoll und Steuern in Erfurt“54 vereinigt wurden. Da die Geleitsta- fel aber spätestens seit 1441 durch die von Hartung Cammermeister ange- legte Tafel abgelöst war, ist nicht recht ersichtlich, warum man dann noch einmal auch die ältere Tafel abgeschrieben hat, es sei denn, dahinter standen auf Seiten des Rates das Streben nach möglichst umfassender Information oder auch eine Art antiquarischen Interesses.
2. zur EnTsTEhung dEr ErsTEn gElEiTsTafEl (gT 1)
Die älteste überlieferte Geleitstafel wurde unter einem Landgrafen Fried- rich angelegt, wie sie selbst zu Beginn sagt, doch nicht, dass er sie erlas- sen habe, sondern dass es sein Geleit sei, wie man es von alters her erhoben habe, also auch schon vor seiner Zeit gegolten habe.55 Dem entspricht, dass schon vor 1300 in Erfurt eine landgräfliche Geleitstation bestand.56 Fraglich ist aber, wann die Geleitstafel aufgestellt wurde. Gerbing schrieb sie Fried- rich I. dem Freidigen zu und meinte, wie gesagt, ohne dies zu begründen,
52 LHASA Magdeburg, Cop. Nr. 1385.
53 LHASA Magdeburg, Cop. Nr. 1389.
54 So der Titel des in einen modernen blauen Aktenumschlag gebundenen Amts-
buches, StadtA Erfurt, 1-1/Va-1. Vgl. unten zu GT 2.
55 GT 1 Z. 1-3: [D]iz ist das geleite des hochgebornen fursten langrefin Frederichs
in Dur[i]ngen, margrafin zu Missen, wye man das geleite von aldere genamen
hat und noch phlegit zu nemen.
56 Vgl. oben mit Anm. 31.
37


































































































   37   38   39   40   41