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HUANG DI NEI JING LING SHU – KAPITEL 1
宛陳則除之,
邪勝則虛之。
Was sich über lange Zeit angesammelt hat, das ist zu entfernen. Wo das Übel den Sieg davon getragen hat, da ist es zu entleeren.
大要曰:
徐而疾則實,
疾而徐則虛。
Im Da Yao9 heißt es:
[Zuerst] langsam und [dann] schnell, daraus ergibt sich eine Fülle. [Zuerst] schnell und [dann] langsam, daraus ergibt sich eine Leere.10
言實與虛,若有若無。
察後與先,若存若亡。
為虛與實,若得若失。
Wenn von „Fülle und Leere“ die Rede ist, das ist wie Anwesenheit und Abwesenheit.11
Man betrachtet die Folgen und die Anfänge, ob etwas existiert oder verloren gegangen ist.
9 Ein möglicherweise älterer Text, über dessen Inhalte oder gar Autoren weiter nichts bekannt ist. S. auch LS 77, Anm. 21: HBYXY: „Das Schriftzeichen 曰 yue ist laut JYJ 1/9 zu streichen. 大要 da yao ist nicht der Titel einer antiken Schrift sondern hat denselben Sinn wie der Kommentar des WB zu SW 26: 略而言之 lue er yan zhi, ‚zu- sammengefasst gesagt‘.“
10 Diese Aussagen werden von chinesischen Kommentatoren auf die Technik des Na- delns bezogen: Will man Qi auffüllen, dann muss man die Nadel langsam einführen und schnell wieder herausziehen. Sodann muss man die Öffnung mit dem Finger zu- drücken, um den Abfluss der Qi zu verhindern. Um abzuleiten, führe man die Nadel schnell ein und ziehe sie langsam wieder heraus, damit möglichst viel der Qi oder des Blutes mit herausfließen.
11 In SW 54, einem Kapitel, das der Erläuterung von kurzen Textpassagen gewidmet ist, findet sich diese Zeile in zwei Erklärungen aufgeteilt: „Wenn es heißt ‚Fülle und Leere‘, dann bezieht sich das auf die Menge an Kälte- und Wärme-Qi. [Die Aussage] ‚manchmal ist es anwesend, manchmal ist es abwesend‘ [bedeutet: diese Vorgänge] sind so schnell, dass sie gar nicht wahrgenommen werden können.“ ZJY: „Fülle und Leere, das ist Anwesenheit oder Abwesenheit von Qi. Die Qi haben selbst keine kör- perliche Erscheinung. Daher ist es so, als sei etwas anwesend, und dann ist es doch wieder abwesend.“
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