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HUANG DI NEI JING LING SHU
te gedruckt und veröffentlicht. Diese Ausgabe gilt seitdem als das Ling shu, das auf die Han-Zeit zurückgeht. Ein Song-zeitlicher Mediziner namens Shi Song 史崧, dessen genaue Lebensdaten nicht überliefert sind, war schließlich der erste, der sich eingehend dem Studiums des Ling shu widmete und im Jahre 1135 ein kommentiertes Ling shu-Ma- nuskript angeblich aus persönlichem Familienbesitz veröffentlichte.8 Fortan widmeten sich auch Historiker den Fragen nach Autorschaft und zeitlichem Ursprung der Huang Di nei jing-Texte; immer neue kommen- tierte Ausgaben entstanden, um den mittlerweile in vielen Passagen nur noch schwer verständlichen Texten eine Bedeutung zu verleihen.
2. Huang Di – Der Gelbe Gottherrscher/Thearch
Die Frage nach der Bedeutung des Huang Di für die Entstehung vor al- lem des Su wen und des Ling shu wurde früh diskutiert. Huang Di 黃帝 bedeutet nicht „Gelber Kaiser“, wie vielfach in der Laienliteratur heut- zutage nachzulesen ist. Di 帝 ist ein Gottherrscher, ein vergöttlichter Ahnherr, und huang 黃 bedeutet „Gelb“ und steht für China. Der Gelbe Gottherrscher, oder auch der Gelbe Thearch, wie die mittlerweile in- ternational übliche Übersetzung lautet, war die höchste kulturelle und spirituelle Instanz des antiken China, und so gab es zahlreiche Texte, in denen eine angebliche Dialogführung des Huang Di mit einem seiner Minister oder Berater die wertvollsten Beiträge zur antiken chinesischen Kultur eben diesem Gelben Thearchen in den Mund legte. So scheinen auch die Autoren des Su wen und des Ling shu vorgegangen zu sein. Doch dieser Schein trügt. Huang Di ist, mit einer Ausnahme, wenn er mit dem Donner-Fürst, Lei Gong, konfrontiert ist, nicht der Wissende, sondern der Ignorant, der belehrt werden möchte. Diese Belehrung ist vielfach durchaus Respekt der Dialogpartner gekennzeichnet. Sie be- zeichnen sich selbst gelegentlich als 細子 xi zi, „Winzling“, oder 小 子xiao zi, „Jüngling“, und an einer Stelle, in Kapitel 73, bezeichnet Qi Bo den Huang Di als 聖王 sheng wang, „weiser König“. In deutlichem Gegensatz dazu finden sich verschiedentlich Zurechtweisungen, Rück- fragen, Weigerungen seitens der Kundigen, die diesen Huang Di alles andere als einen Ehrfurcht verdienenden Gottherrscher erscheinen las- sen.
『霊枢』の歴史 (4) [History of the Ling shu (4)]. In Kampo no Rinsho 漢方の臨床
[Journal of Kampo Medicine] (2013), 547-556. 8 Okanishi, ebenda.
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