Page 9 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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lern erbracht wurden. Diese beschränkten sich keineswegs nur auf die Fertigung von Liebesgaben für Soldaten oder die Mitge- staltung von Weihnachtsfeiern in Lazaret- ten, sondern ging sehr viel weiter. Schon im ersten Kriegsschuljahr hatten die Schülerin- nen an der Höheren Mädchenschule Laben- wolfstraße in Nürnberg 292 Paar Socken, 470 Paar Pulswärmer, 292 Hemden und weitere Kleidungsstücke für die Front gefertigt.25 Ab 1916/17 wurden die Schülerinnen der Erlan- ger Mädchenfortbildungsschule zu Arbei- ten in der Kriegsküche herangezogen.26 Auch spezifische Kenntnisse wurden eingebracht, wie das Beispiel der Handwerkerschule für Holzindustrie in Fürth zeigt, die kostenfrei orthopädische Hilfsmittel wie Krücken und Beinschienen herstellte.27
Immerhin waren solche Aktivitäten noch einigermaßen mit dem Handarbeits-, Haus- wirtschafts- oder Werkunterricht zu verein- baren. Aber bereits in der Anfangsphase des Kriegs sah man in den Schulkindern, insbe- sondere denen der Volksschulen, einen Ersatz für durch Kriegsdienst mehr und mehr feh- lende Arbeitskräfte. Dementsprechend wur- den schon in einer Bekanntmachung des Ministeriums für Kirchen- und Schulangele- genheiten vom 18. August 1914 die Schulbe- hörden ermächtigt, zugunsten der Ernte das Ferienende zu verschieben oder ältere Schü- ler und Schülerinnen an den Volkshauptschu- len zeitweise vom Unterricht zu befreien.28 Schulbefreiungen für Erntearbeiten dürften im städtisch geprägten Großraum Nürnberg allerdings zumindest zunächst keine grö- ßere Rolle gespielt haben. In Nürnberg ist in der Kreis-Realschule für 1914/15 nur ein Fall überliefert.29 Hier änderte sich die Situation im Laufe des Kriegs aber ebenfalls grund- legend, als der Mangel an Arbeitskräften in Industrie und Landwirtschaft immer deut- licher zutage trat. In dessen Folge wurde im Dezember 1916 das „Gesetz über den Vater- ländischen Hilfsdienst“ erlassen, nach dem
Das Humanistische Gym- nasium in Fürth, Postkarte, 1898. (StadtAFÜ, P 628)
Auch im Luitpoldschul- haus (links), ab 1910 „Altes Schulhaus“ genannt, fand der Unterricht der Erlanger Mädchenfortbildungsschule statt, Postkarte, 1906. (StadtAE XIII.5.H.16)
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