Page 11 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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größerem Maß zu Arbeiten heranzuziehen. Es sollten deshalb unter anderem nun auch Schüler in den Städten für landwirtschaftli- che Arbeiten abgestellt werden, jetzt zudem unter Einschluss der Schüler höherer Lehran- stalten. Immerhin wurde in der Bekanntma- chung konstatiert, dass die Bildungsdefizite mittlerweile schon groß seien, aber man den Ausgleich dieser Mängel auf eine spätere Zeit verschiebe.35 Ebenfalls im März, also noch in der Zeit der Aussaat, wurde verordnet, dass Schülern der Volkshaupt- und Fortbildungs- schule das Entlassungszeugnis aus der Schule ohne die übliche Prüfung aufgrund der Jah- resnoten erteilt werden könne, wenn sie auf dem Land gearbeitet hätten.36
Obwohl man sich also scheute, auch jüngere Schüler gesetzlich in die Pflicht zu nehmen, wurde von den Behörden doch ein gewis- ser Druck aufgebaut, beispielhaft wiede- rum ersichtlich am Volksschullehrerseminar Schwabach. 1918 wurde der Schule bedeutet,
dass die Beteiligung der Lehrerbildungsan- stalten am „landwirtschaftlichen Hilfsdienst“ zwar freiwillig sei, man diese aber erwarte. Gleichzeitig wurde zugesichert, dass die Schüler mit denen gleich behandelt würden, die zum Heeresdienst eingezogen waren. An der Schwabacher Anstalt wurden drei Trupps aufgestellt, Truppführer war jeweils ein Leh- rer.
Am 17. Mai wurde tatsächlich ein Trupp Schwabach I mit 25 Jungmannen, wie man die Schüler nun nannte, für Arbeiten auf der Thurn- und Taxis’schen Gutsverwaltung in Barbing bei Regensburg und zum Gutsbe- sitzer Hörner in Geisling, ebenfalls in der Nähe von Regensburg, angefordert. Aufgabe der Anstalt war es auch, den Schülern bei der Beschaffung von geeigneter Arbeitskleidung behilflich zu sein. Der Lehrer, der den Trupp begleitete, versuchte, noch etwas Bildung zu vermitteln durch den Besuch von Sehenswür- digkeiten am Sonntag oder durch das Ange-
Die Kgl. Lehrerbildungsan- stalt in Schwabach, Post- karte (Foto Richard Hirthe), um 1910. (StadtASC Post- karte 314)
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