Page 10 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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Die Handwerkerfachschule für Holzindustrie in der Fürther Turnstraße, Foto, undatiert. (StadtAFÜ, A 89)
Die Kgl. Kreis-Realschule (I) in Nürnberg, Postkarte, 1898. (StadtAN A 34 Nr. 885)
grundsätzlich jeder männlichen Deutsche zwischen 17 und 60 Jahren zu kriegswichti- gen Arbeiten herangezogen werden konnte.30 Es hat allerdings den Anschein, dass die bis- lang bereits etwas privilegierteren Oberschü- ler auch hier noch etwas Schonung genossen.31 Von der Kreis-Realschule Nürnberg wissen
wir jedoch, dass 1916/17 27 Jugendliche beim Hilfsdienst waren und 34 landwirtschaftliche Arbeiten verrichteten. Im Schuljahr darauf arbeiteten 18 in Teilzeit bei einem Entlade- kommando und 42 in der Landwirtschaft.32 Es scheint jedoch so, dass derartige Einsätze nicht unter Berufung auf das Hilfsdienstge- setz erfolgt sind, denn in Fürth halfen Schü- ler der siebten und achten Klasse, also 15- bis 16-Jährige, im Oktober 1917 freiwillig bei der Städtischen Kartoffelversorgungsstelle, seit der zweiten Hälfte des Dezembers waren sie im vaterländischen Hilfsdienst wöchent- lich zweimal je einen Vormittag und einen Nachmittag, beim Militär-Entladekommando beschäftigt. Hierbei wurden sie zwar meis- tens nicht übermäßig angestrengt, aber es ging für die Schul- und Hausarbeit viel Zeit verloren. Für den landwirtschaftlichen Hilfs- dienst hatten sich zunächst alle Schüler der 6., 7. und 8. Klasse gemeldet, später zogen die meisten aus mancherlei Rücksichten und Bedenken ihre Meldung wieder zurück. Für eine Jungmannengruppe wurde kein Schüler angefordert, [...]33.
Ähnlich verhielt es sich im Volksschulleh- rerseminar Schwabach. Dort wurde schon 1915 der Bitte des Magistrats um vorüberge- hende Bereitstellung von 32 Seminaristen als Schreibkräfte bei der Ausgabe von Lebens- mittelkarten entsprochen – vermutlich mit Unterstützung von Freiwilligen. Staatlicherseits setzte man offenbar aber nicht ohne Grund weiter auf diese Freiwilligkeit, obwohl schon bald nach dem Hilfsdienstge- setz das Militär eine Heranziehung auch jün- gerer Schülerinnen und Schüler forderte.34 Im Königreich Bayern reagierten Innen- und Kriegsministerium auf den Konflikt zwi- schen dem Arbeitskräftebedarf und dem Bil- dungserfordernis wenige Wochen später im Blick auf die Jugendlichen mit einer etwas halbherzig anmutenden Bekanntmachung, nach der es die Situation in der Landwirt- schaft erforderlich mache, Schüler in noch
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