Page 5 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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stanzielle Verschlechterung. Da den Schulen einerseits nur begrenzt Ersatzlehrkräfte zur Verfügung gestellt werden konnten, anderer- seits immer mehr Lehrer eingezogen wurden, verschärfte sich die Lage im Laufe des Kriegs zunehmend.
Bedingt durch die politische Situation, jedoch nur vorübergehend, kam es zu einem Eng- pass beim Französischunterricht im Insti- tut Lohmann in Nürnberg, einer Privatschule für angehende Lehrerinnen, denn zwei aus Frankreich stammende Sprachlehrerin- nen konnten nach Kriegsbeginn nicht mehr beschäftigt werden. Eine deutsche Lehre- rin hatte ihre Sommerferien in der Bretagne verbracht und wurde vorübergehend in Süd- frankreich als Gefangene festgehalten.8
Ein weiteres Problem ergab sich für die Schu- len dadurch, dass Räumlichkeiten für Kriegs- zwecke belegt wurden. Besonders hart war das Neue Gymnasium in Nürnberg betrof- fen, denn dort wurde ein Landsturmbataillon untergebracht. Es musste sich daher mit dem Königlichen Alten Gymnasium die Klassen- zimmer teilen.9 Nicht weniger betroffen war die Höhere Mädchenschule in der Laben- wolfstraße in Nürnberg, die von der Mobil- machung an Platz machen musste für ein Lazarett. Damit standen auch die Physik- und Chemie-Laboratorien sowie Übungssäle nicht mehr zur Verfügung. Die Schülerinnen muss- ten sich nun die Klassenzimmer in Wechsel- schicht mit der Städtischen Handelsschule für Mädchen in der Nunnenbeckstraße 40 teilen. Auch hier wurde also versucht, die Prob- leme organisatorisch aufzufangen. Dennoch war eine Kürzung der Unterrichtszeiten nicht zu umgehen.10 Manche Eltern waren mit den immer stärkeren Beschränkungen nicht ein- verstanden und meldeten ihre Töchter ab. Andere konnten sich das Schulgeld nicht mehr leisten, weil die Väter an der Front waren.11 Im Schuljahr 1915/16 wurde das Lazarett in der Labenwolfstraße in eine Heilanstalt für Gemütskranke umgewandelt. Der Unterricht
Im Egloffsteinschen Palais in Erlangen, Friedrichstraße 17/Südliche Stadtmau- erstraße 28, war zur Zeit des Ersten Weltkriegs die Realschule und die Städti- sche Handelsschule als Abteilung der Realschule untergebracht, Postkarte, 1927. (StadtAE VI.K.b.677)
Klassenzimmer der Städtischen Handelsschule für Mädchen in der Nürnberger Nunnenbeckstraße 40, Foto Hochbauamt, 1914. (StadtAN A 38 Nr. C-93-8)
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