Page 28 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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Feldgottesdienst mit Ober- konsistorialpräsident Her- mann von Bezzel in Gussainville am 2.8.1916, Foto. (LAELKB Bi 6: 151)
günstige Verpflegung. Das Angebot von Andachten nutzten hingegen durchschnitt- lich nur 30 Personen. Zum Thema „Got- tesdienste“ führte Stählin aus: Ich hatte auch immer wieder den Eindruck, daß die Mehrzahl der Soldaten, und gerade die Tie- ferempfindenden unter ihnen, in den Gottes- diensten keineswegs patriotische Erhebung, Anfeuerung zum Kampf oder gar Aufpeit- schung völkischer Leidenschaft suchen, sondern den Klang aus einer anderen Welt und das Bewußtsein, selbst auch in die- ser anderen und besseren Welt daheim zu sein. (Seite 11) Diese Erwartungen standen im Widerspruch zu denjenigen des militä- rischen Apparats, dem er selbst angehörte. Er sah die Gefahr, daß die Stunden from- mer Erhebung innerlich ganz losgelöst wer-
den von dem Leben, das die Tage füllt, daß keine innere Beziehung mehr sich knüpft zwischen den Aufgaben, die der Krieg in Front und Etappe stellt, und der Welt Got- tes, in die sich das mißhandelte Menschen- herz flüchtet. (Seite 12) Daher versuchte er in seinen Predigten dazu anzuregen, bei- des zu verbinden und das Böse mit Gutem zu überwinden. Er sprach sich gegen einen nationalen Auserwähltseinsdünkel aus und thematisierte sogar die starke Schuld unse- res Volkes. (Seite 13) Bei der Verteilung von Schriften legte Stählin Wert darauf, nur das weiterzugeben, was er selbst für geeignet hielt. Religiöse Schriften verteilte er nur auf ausdrücklichen Wunsch. Dennoch konnte er die Nachfrage nach solchem Schriftgut nicht ausreichend bedienen. (Seite 26 bis 28)
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