Page 30 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
P. 30
mahlsfeiern. Bei diesen verwendete er trotz der Teilnahme von Nichtbayern, Reformier- ten und Unierten ausschließlich die bayeri- sche Agende. Trotzdem gab es dagegen keine Beschwerden. (Seite 708 und 709) Für seine Bemühungen um die Wahrung der kirchli- chen Ordnungen sowie für die Beschaffung von Schriften wie dem Feldgesangbuch auf eigene Kosten erhielt er ein ausdrückliches Lob von Oberkonsistorialpräsident Hermann von Bezzel. (Seite 720)
In seinem letzten Bericht für das Jahr 1918, den er erst nach dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung Anfang 1919 abgeben konnte, konstatierte Volkert eine bis zuletzt kaum verschlechterte Stimmung. Dies dürfte insofern zutreffend sein, als die revolutionäre Entwicklung an den Fronttruppen vorbei- ging. Sozialdemokratische Ansichten wur- den allerdings in der letzten Zeit lauter und ungescheuter als früher vertreten. Der Rück- marsch seiner Division erfolgte geordnet. Seine Gottesdienste wurden bis zum Schluss besucht, der letzte fand am 1. Advent 1918 im württembergischen Oberriexingen statt. Im Kirchengebet nochmals Fürbitte zu tun für Kaiser und König, die unserm Volk und Heer in schweren Kriegsjahren Führer waren, hielt ich für meine Pflicht. (Seite 721 und 722)
Anmerkungen
1 Zum folgenden Abschnitt grundlegend Werner K. Blessing: Feldgeistliche aus Bayern – Status und Aufgaben, in: Heidrun Alzheimer (Hg.): Glaubenssache Krieg. Religiöse Motive auf Bildpostkarten des Ersten Weltkriegs (Schrif- ten und Kataloge des Fränkischen Freilandmu- seums 55), Bad Windsheim 2009, S. 245–264, hier S. 250–255; Arnold Vogt: Religion im Militär. Seelsorge zwischen Kriegsverherrli- chung und Humanität. Eine militärgeschichtli- che Studie, Frankfurt a. Main/Bern/New York 1984 (Europäische Hochschulschriften, Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften,
Bd. 253), S. 504–519. Eine Auflistung sämtli- cher bayerischer Feldgeistlicher findet sich bei Marius Meinhof (Bearb.): Evangelische Feld- geistliche im Ersten Weltkrieg, in: Alzheimer (Hg.): Glaubenssache, S. 325–336.
2 Zu diesem Abschnitt grundlegend Blessing: Feldgeistliche (wie Anm. 1), S. 256–259; ders.: Kirche im Kriegsdienst. Zur gesellschaftlichen Wirkung der protestantischen Pfarrer Bayerns während des Ersten Weltkrieges, in: ZBKG 81 (2012), S. 150–173, hier S. 157 f.
3 Zur Schriftenverteilung als Aufgabe s. den Bericht Stählins (LAELKB OKM 53 – 2341: Bericht v. 20.2.1916 für das Jahr 1914/15, S. 26–28); Hermann v. Bezzel: Erinnerungen aus Berufsreisen an die Front. März und August 1916, Leipzig 1917, S. 41 f. Einen kleinen Ein- druck von dem, was die Pfarrer seinerzeit an Kleinschrifttum religiöser oder politischer Natur verbreiteten, vermittelt eine Serie von Akten: LAELKB OKM 53 – 3222–3227 (detaillierte Angaben im Internet unter www. lkan-elkb.de). Die meisten Schriften sind aller- dings nichtbayerischer Herkunft.
4 Zu den Möglichkeiten der Seelsorge s. v. Bez- zel: Erinnerungen (wie Anm. 3), S. 42–44.
5 Die biografischen Angaben stammen, wie
auch bei den folgenden Geistlichen, aus LAELKB Vorarbeiten zum Bayerischen Pfar- rerbuch (noch unveröffentlicht), das folgende Zitat Boeckhs aus LAELKB OKM 53 – 2340: Bericht v. 15.1.1916.
6 LAELKB OKM 53 – 2341: Bericht v. 30.1.1916. 7 LAELKB OKM 53 – 2341: Berichte v. 20.2.1916 (1) und 23.2.1917 (2). Angekündigt ist für 2014 eine Edition der Tagebücher Stäh- lins aus dem Ersten Weltkrieg durch Helmut Baier im Rahmen der „Arbeiten zur Kirchen-
geschichte Bayerns“.
8 LAELKB OKM 53 – 2341: Bericht v. 18.1.1916
und OKM 53 – 3209: Bericht v. 5.2.1919, beide mit Kommentar abgedruckt bei Werner K. Blessing: Gottlieb Volkert als bayerischer Divisionspfarrer im Westen. Zum Kriegsdienst der protestantischen Kirche 1914 bis 1918, in: Konrad Ackermann/Alois Schmid (Hg.): Staat und Verwaltung in Bayern. Festschrift für Wil- helm Volkert zum 75. Geburtstag, München
24