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NEUGESTALTUNG IN DER MITTE DES REICHES 61
zungen um die terra Thuringorum, sondern diese dienten ihm lediglich als Folie für seine Dar- stellung und seine Deutung der Schlacht von Wettin, die er ganz in das Zentrum seines Be- richts rückte. Umso glaubwürdiger jedoch sind seine erstmaligen Informationen, dass es zu einem hessisch-wettinischen Konflikt gekommen war, dass Herzog Albrecht von Braun- schweig hierbei Sophies Sohn Heinrich gegen den Landgrafen Albrecht unterstützte und dass der Herzog Vögte in Thüringen einsetzte271. Auf den Anlass und den Zeitpunkt der Feindseligkeiten ging er hingegen, seinem Darstellungsinteresse entsprechend, nicht ein. Doch da er die terra Thuringorum in den Mittelpunkt seines Berichtes stellte, lag es für ihn nahe, dass er sie gleichfalls in ihrer Gesamtheit als Gegenstand des Konflikts nannte.
4. Die Braunschweigische Reimchronik
Erstmals näher über die Ursachen und den Verlauf der hessisch-wettinischen Ausei- nandersetzungen äußerte sich die Braunschweigische Reimchronik, die 1279/92 zur Verherrlichung Herzog Albrechts I. (1252–1279) und „mit didaktischen Zügen zur Fürstenerziehung“ wohl in Braunschweig entstand272. Ihr Verfasser spricht davon, dass Markgraf Heinrich von Meißen das Dhuringelant, das ihm Kaiser Friedrich II. während der Unmündigkeit des herren von Hessen vormundschaftlich übertragen hatte, unrecht- mäßig einbehalten habe. Herzog Albrecht habe daraufhin als Schwager des junghen lant- greven ein großes Heer versammelt, mit dem er, von dessen Mutter (sc. Sophie von Brabant) mit 500 Rittern und Knappen unterstützt, nach Thüringen bis vor Erfurt vor- gerückt sei. Nachdem es nicht zum Kampf kam, da der Markgraf nicht erschien, sei Herzog Albrecht gegen Otto von Hadmersleben weiter gezogen und habe dessen Burg Heteborn (östlich Halberstadt) erobert273. In Anschluss daran berichtet der Reimchro- nist ausführlich über die kriegerischen Erfolge Albrechts in Holstein und Dänemark und seine dänische Regentschaft sowie über sein großes Turnier nach seiner Rückkehr in Lüneburg274 und lässt dann Schilderung seines Kriegszuges in das Misnelant mit der
liche Details zu Albrechts Gefangennahme mit. Auch dies macht sichtbar, wie nachgeordnet für ihn die
hessisch-wettinischen Spannungen waren.
271 Die entscheidenden Passagen in der Peterschronik (wie Anm. 266), S. 252, lauten: cum inter nobiles viros
Albertum Thuringie lantgravium et Heinricum comitem Hassie [...] super terra Thuringorum gravis discordia orta es- set, illustris princeps dux de Brunswic predicto comiti, sororio suo, eo quod ad resistendum prefato adversario suo viribus impar esset, sedulo ac diligenti assistebat auxilio. Nam per advocatos suos adeo terram oppressit Thuringie, ut ipsa [...] tamquam tributaria subiaceret.
272 Thomas sandfuchs, Braunschweigische Reimchronik, in: Kurt ruh (Hrsg.), Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, Bd. 1, Berlin, New York 1978, Sp. 1007–1010; Bernd schneidmüller, Landesherrschaft, welfische Identität und sächsische Geschichte, in: Peter moraw (Hrsg.), Regionale Identität und soziale Gruppen im deutschen Mittelalter (ZHF, Beih. 14), Berlin 1992, S. 65–101, hier S. 85 f. (Zitat).
273 weiland (wie Anm. 208), S. 560 f., Vers 8148–8207; für wichtige germanistische Hinweise möchte ich auch an dieser Stelle Herrn Dr. Wolfgang Beck, Jena, herzlich danken.
274 Ebd., S. 561 ff., Vers 8208–8421.


































































































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