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60 MATTHIAS WERNER
Braunschweig gegen die wettinischen Mark- und Landgrafen 1263, doch fehlt auch hier jeder Hinweis auf Zusammenhänge mit einem „thüringisch-hessischen“ Konflikt265.
3. Die Erfurter Peterschronik
Von Auseinandersetzungen zwischen der wettinischen und der brabantisch-hessischen Sei- te – konkret zwischen Landgraf Albrecht von Thüringen und Sophies Sohn Heinrich – su- per terra Thuringorum ist erstmals ein knappes Jahrzehnt später in der zweiten Fortsetzung der Chronik des Erfurter Petersklosters (künftig: Peterschronik) von 1276/78 die Rede266. Allerdings teilt der Autor diese Ereignisse nicht im Kontext der Konflikte um das Erbe Heinrich Raspes mit267, sondern er verschränkt sie in seinem Jahresbericht zu 1263 mit sei- ner Darstellung der Schlacht von Wettin. Hierbei nimmt er beide Geschehnisse zum An- lass einer bemerkenswerten Rühmung des Landes Thüringen268: In der gravis discordia, die zu dieser Zeit (eodem eciam tempore) zwischen Landgraf Albrecht und Graf Heinrich von Hes- sen über das Land Thüringen ausgebrochen war, habe der Herzog von Braunschweig sei- nem militärisch unterlegenen Schwager Heinrich von Hessen Beistand geleistet und die ter- ra Thüringen, que provinciarum domina fuerat et mater villarum optimarum, durch seine Vögte so sehr bedrückt, dass sie ipsis Saxonibus gleichsam tributpflichtig unterworfen war269. Doch habe sich Gott des bedrängten Landes der Thüringer angenommen und Herzog Albrecht, als er, von seinen kriegerischen Erfolgen geblendet und voller Geringschätzung gegenüber den thüringischen und osterländischen Kriegern, plündernd und brandschatzend in die partes Orientales einfiel, mit der vernichtenden Niederlage bei Wettin am 27. Oktober 1263 bestraft270. Dem Autor ging es somit nicht um die hessisch-wettinischen Auseinanderset-
265 Chronica Minor (wie Anm. 29), S. 668 f. Der Autor teilt ausführlich mit, dass Landgraf Albrecht von Thüringen und sein Bruder Markgraf Dietrich von Landsberg (sc. die Söhne Heinrichs des Erlauchten) die in ihr Land eingefallenen Saxones am 27.10.1263 bei Halle vernichtend geschlagen hätten und dass die Anführer der Feinde, an der Spitze Herzog Albrecht von Braunschweig, und über 550 Bewaffnete in Gefangenschaft gerieten; dazu unten S. 93 ff.
266 Chronica S. Petri Erfordensis moderna a. 1072–1335, in: holder-eGGer (wie Anm. 1), S. 153–369, hier S. 252 f. Zusammenfassung der quellen- und textkritischen Ergebnisse von holder-eGGer bei Matthias werner, Art. Cronica s. Petri Erfordensis moderna, in: LexMA 3 (1986), Sp. 353.
267 Über sie berichtet er in seinem Jahreseintrag zu 1247 in wörtlicher Übernahme der Anm. 29 zitierten Passage der Chronica Minor, deren Angabe turbacio in Thuringia exorta est er – vielleicht schon mit Bezug auf seine spä- teren Nachrichten über das militärische Vorgehen Heinrichs von Hessen – zu turbacio in Thuringia et Hassia ex- orta est erweiterte. Ansonsten bringt er nur noch einen Bericht über die innerthüringischen Kämpfe 1248/49, ebd., S. 242 f. und unter Verwendung der Predigerannalen über die versuchte Eroberung Mühlhausens 1251, S. 243 ff. Weitere Nachrichten des gerade an thüringischen Vorgängen interessierten und gut informierten Autors über kriegerische Auseinandersetzungen in Thüringen bis zum Jahresbericht 1263 fehlen.
268 Vgl. hierzu Matthias werner, Die Anfänge eines Landesbewusstseins in Thüringen, in: Gockel (wie Anm. 70), S. 81–137, hier S. 81 f.
269 Peterschronik (wie Anm. 266), S. 252; vgl. das Zitat Anm. 271.
270 Ebd., S. 253. Während er für seinen Bericht über die Schlacht im wesentlichen die Darstellung in der
Chronica Minor ausschrieb, vgl. Anm. 29, schmückte er die Schilderung des Kriegs- und Verwüstungs- zuges Herzog Albrechts mit zahlreichen eigenen Nachrichten aus und teilte anschließend einige zusätz-


































































































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