Page 77 - Langsdorfer Verträge Inhalt
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NEUGESTALTUNG IN DER MITTE DES REICHES 57
kenswert, dass die Wartburg nach dem Treffen Heinrichs mit Sophie im September 1252 bis zum Oktober 1268 nicht mehr im Itinerar Markgraf Heinrichs und seiner Söhne be- gegnet250. Eisenach, wo sich Heinrich und Sophie 1250 trafen, ist vor 1265 nur noch in den Jahren 1257/58 urkundlich als landgräflich-wettinischer Aufenthaltsort bezeugt251.
Den einzigen indirekten urkundlichen Hinweis auf das Schicksal von Besitzrechten Sophies in Thüringen nach 1252 bzw. nach 1256 bietet – bis zu den Langsdorfer Ver- trägen252 – die Gründungsgeschichte des Zisterzienserpriorats Johannisthal bei Eisenach unterhalb der Wartburg253. Bei ihrem Treffen mit Markgraf Heinrich im September 1252 auf der Wartburg hatte Sophie einem Geistlichen Gerhard genannt Aze für die Grün- dung einer geistlichen Gemeinschaft eine Stätte der Einsamkeit bei Eisenach geschenkt und für diese Schenkung die Zustimmung Heinrichs erhalten254. Im März 1256 bezeichne- te Heinrichs Sohn Landgraf Albrecht sich und seine Vorfahren als die primi et veri funda- tores valli sancti Johannis, unterstellte die Mönchszelle dem Kloster Georgenthal und nahm sie in seinen Schutz255. Damit beanspruchte er – noch während der Vormundschaftsre- gierung seines Vaters für Sophie von Brabant und deren Sohn Heinrich – unter völliger Ausblendung der Rolle und Rechte Sophies die volle Verfügungsgewalt und die Grün- dungshoheit über Johannisthal als eine Stiftung Sophies auf ihrem Eigentum.
250 Die auf der Wartburg ausgestellte Urkunde Heinrichs des Erlauchten für das Kloster Frauensee bei Eisenach, doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 288, Nr. 1805, die weGele (wie Anm. 9), S. 30 mit Anm. 4 und ilGen/VoGel, s. 327, 335 f. auf den 27.4.1256 datierten und als Zeugnis für die völlige Aneignung Thüringens durch Heinrich den Erlauchten zu dieser Zeit werteten, ist eindeutig 1250 anzusetzen, vgl. zuletzt Waldemar küther (Hrsg.), Urkundenbuch des Klosters Frauensee 1202–1540 (Mitteldeutsche Forschungen 20), Köln, Graz 1961, S. 26, Nr. 42; der Aufenthalt Heinrichs des Erlauchten fiel in die Zeit unmittelbar nach dem kommissarischen Erhalt der Wartburg von Sophie. Zur Wartburg als bevor- zugtem Aufenthaltsort Landgraf Albrechts seit 1268 vgl. unten S. 102 mit Anm. 462.
251 doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 411, Nr. 2606 (Urkunde Landgraf Albrechts für das Kloster Georgenthal, 1257); Ernst Brinkmann, Gelegenheitsfunde im Mühlhäuser Archiv, in: Mühlhäuser Gbll. 32 (1933), S. 98– 120, hier S. 98 (24.2.1258), dazu doBenecker, Regesta, Bd. 4, S. 295, Nr. 2054, und kälBle, Städtische Eli- ten (wie Anm. 317), S. 282; zu den landgräflichen Aufenthalten in Eisenach seit 1265 vgl. unten S. 102 mit Anm. 462. Zu dem Bericht der Reinhardsbrunner Chronik über ein angebliches Treffen Heinrichs des Er- lauchten und Sophies 1253 in Eisenach siehe Anm. 244 und vgl. unten S. 66 mit Anm. 287.
252 In ihnen ist erstmals eindeutig von Gütern in Thüringen die Rede, die Sophie von Erzbischof Werner als Mainzer Lehen bestätigt erhielt, vgl. unten S. 90 ff.
253 Vgl. bereits ilGen/VoGel, S. 335; abweichend wenck (wie Anm. 25), S. 224 f. Zu Johannisthal siehe jüngst Gerd BerGmann, Art. Eisenach, St. Johannisthal, in: JürGensmeier/schwerdtfeGer (wie Anm. 120), S. 573–579.
254 Johann Georg Brückner, Historische Nachricht von dem ehemaligen im Gothaischen gelegenen Cis- tercienser-Mönch-Closter St. Georgenthal, ingleichen denen beyden kleinen Clöstern St. Johannisthal bey Eisenach und St. Georgenzell im Hennebergischen, Gotha 1758, S. 46: volumus esse notum, nos ex con- sensu marchionis Misenensis fratri Gerhardo dicto Aze apud Ysenacum locum solitudinis concessisse, in quo oratorium et alia edificia construere valeat de ipso nemore, ad serviendum domino cum aliis viris Dominum diligentibus et honestis; Grotefend/rosenfeld, S. 13, Nr. 39; doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 325, Nr. 2061.
255 Brückner (wie Anm. 254), S. 48; doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 384, Nr. 2430.


































































































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