Page 68 - Langsdorfer Verträge Inhalt
P. 68

48 MATTHIAS WERNER
dass nach dem Juni 1256 mit erhöhtem Druck des Mainzer Erzbischofs und auch mit neuen Auseinandersetzungen um die Kirchenlehen in ihrem gesamten Herrschaftsge- biet, insbesondere der Hassia mit der Grafschaft Maden, zu rechnen war. Geht man davon aus, dass die Vormundschaft Markgraf Heinrichs und seine damit verbunde- ne Regentschaft in der Hassia sehr wahrscheinlich mit der Volljährigkeit von Sophies Sohn Heinrich 1256 endeten – und die urkundlichen Zeugnisse über das Auslaufen der markgräflichen Verwaltung seit 1254 sprechen deutlich dafür –, dann sah sie sich bei ihrer schmalen eigenen Machtbasis vor die Notwendigkeit gestellt, entweder das Bündnis mit Markgraf Heinrich von Meißen fortzusetzen oder Rückhalt bei einem an- deren mächtigen Bündnispartner zu suchen.
Sophie entschied sich für letzteres. Wohl im Spätsommer, sicher aber vor Anfang Oktober 1254 ging sie mit der Vermählung ihrer Tochter Elisabeth mit Herzog Al- brecht von Braunschweig (1252–1279), dem Sohn Herzog Ottos († 1252), ein enges Bündnis mit der welfischen Herzogsfamilie von Braunschweig ein208, das indirekt auch den dahinter stehenden sächsisch-brandenburgischen Verwandtschaftskreis mit einbe- zog209. Der Zeitpunkt dieses Heiratsbündnisses – Sophies Tochter Elisabeth war da-
duodecimum compleverit; qui a festo nativitatis sancti Johannis Babtiste proximo ad biennium expirare dinoscitur, sicut idem marchio eius tutor est confessus. Für den Fall, dass das Mainzer Domkapitel diesen Abmachungen sei- ne Zustimmung verweigern würde, vereinbarten beide Seiten, dass zwischen Heinrich und dem puer de Hassia einerseits und dem Mainzer Erzbischof andererseits ein einjähriger Frieden eingerichtet werden sollte.
208 Diemar (wie Anm. 16), S. 12 f.; Adolf Bähr, Albrecht I., Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1252– 1279), in: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig 13 (1914), S. 1–62, hier S. 11; Grotefend/rosenfeld, S. 16, Nr. 47. Über die Heirat berichtet allein die zwischen 1279 und 1292 in Braunschweig entstandene, um 1298 überarbeitete Braunschweiger Reimchronik, Ludwig weiland (Hrsg.), Braunschweigische Reimchronik, in: MGH SS, Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbü- cher des Mittelalters, Bd. 2, Hannover 1877, ND Stuttgart 2001, S. 459–574, hier S. 557 f., Vers 7942– 7954. Dem Bericht geht die ausführliche Schilderung des glänzenden Hoffestes (hochzit) voran, das Her- zog Albrecht anläßlich seiner Schwertleite in Braunschweig abhielt und das am 13.7. begann (machete eyne hochzit / zu Bruneswich, so men git/ uf sente Margareten tach) und am 22.7. mit einer Brandkatastrophe en- dete, Vers 7881–7941. Der anschließende Bericht, dass Dhisse vurste zur Gemahlin Elisabeth, die Toch- ter der hl. Elisabeth, nahm, die kinderlos starb und in Braunschweig begraben wurde, weist keinerlei sprachliche Verbindung zu dem Bericht über das Hoffest zur Schwertleite auf und hat auch inhaltlich mit ihm nichts zu tun. Die allgemein anerkannte Datierung der Heirat Albrechts mit Elisabeth auf den 13.7. beruht auf einem Interpretationsfehler. Damit löst sich auch der Widerspruch zu der Tatsache auf, dass Sophie von Brabant am 13. und 14.7.1254 zwei Urkunden in Marburg ausstellte, Grotefend/ro- senfeld, S. 17 f., Nr. 48 f. Einziger sicherer Anhaltspunkt für die Datierung der Hochzeit ist die oben S. 42 mit Anm. 181 zitierte, die Mitgift ihrer Tochter Elisabeth betreffende Verpfändungsurkunde So- phies vom 7.10.1254 für Herzog Albrecht von Braunschweig. Sie erlaubt es, die Heirat am ehesten wohl im August/September 1254 anzusetzen.
209 Zweifellos war mit diesem Bündnis auch Sophies Anerkennung der welfischen (Wieder-)Inbesitznah- me der an die Ludowinger gelangten Grafschaft Leineberg und der von den Ludowingern gegründeten Stadt Münden nach 1247 durch Albrechts Vater Otto verbunden, vgl. dazu oben S. 31 f. mit Anm. 122. Sowohl die Grafschaft Leineberg wie Münden verblieben – im Unterschied zu den von den Welfen nach 1247 erworbenen Werra-Städten und Burgen, dazu S. 101 f. mit Anm. 457 – in der Hand der Herzöge von Braunschweig.


































































































   66   67   68   69   70