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46 MATTHIAS WERNER
te sie im Oktober 1254 einräumen, dass sie noch nicht über die terra nostra, quam mar- chioni Misniensi, consanguwineo nostro conmisimus (sc. die wenig später genannte Hassia) verfügen konnte198. Doch faktisch traf sie bereits zu diesem Zeitpunkt eigenständige Entscheidungen, die die Hassia betrafen, und berief sich hierbei auf den Konsens ih- res Sohnes Heinrich, statt wie zuvor die Zustimmung Markgraf Heinrichs einzuho- len199. Entsprechend enden 1254 auch die Hinweise der beiden markgräflichen Kom- missare bzw. Landrichter der terre Hassie auf ihre Bestellung bzw. Bevollmächtigung durch Heinrich von Meißen200. Spätestens 1256, nach dem Erreichen der Mündigkeit von Sophies Sohn Heinrich (24. Juni 1256), dürfte sich Markgraf Heinrich weitest- gehend aus der kommissarischen Verwaltung der Hassia zurückgezogen haben. 1257 wird der von ihm als Kommissar bestellte Heinrich von Gleißberg, der dem engsten markgräflichen Umkreis angehörte, letztmals in Hessen genannt201. Erstmals 1259 ist mit Giso von Gudensberg ein von Sophie eingesetzter Landrichter in Maden sicher bezeugt202.
198 Wie Anm. 181.
199 Hatte noch 1252 Konrad von Elben in Vertretung des Landgrafen (sc. Heinrichs des Kindes) die Vog-
tei über das Kloster Hasungen ausgeübt, vgl. Anm. 179, so schenkte Sophie am 14.7.1254 der Abtei Hasungen, in qua ius advocatie hactenus possidemus, mit Zustimmung ihres Sohnes den Patronat der Kirche des opidi nostri Wolfhagen, eines Mainzer Kirchenlehens, IlGen/VoGel, S. 367–370, Nr. 9; Grotefend/ rosenfeld, S. 16 f., Nr. 49, vgl. zu Wolfhagen Anm. 184. Ähnlich nahm sie am 13.7.1254 eigenständig eine Bestätigung einer die Pfarrkirche von Kassel betreffende Schenkung ihrer Vorfahren an das Kloster Ahnaberg vor, ebd., S. 16, Nr. 48, während noch 1252 Heinrich der Erlauchte die Schenkung der Kirche von Felsberg durch Herzog Heinrich II. von Brabant und Sophie bestätigte, ebd. Nr. 37, S. 13. ilGen/ VoGel, S. 324, die bereits auf diesen Sachverhalt aufmerksam machten, sahen die Ursachen hierfür in dem Vertrag von Udestedt.
200 Sie begegnen in unterschiedlicher Zahl – darunter immer Konrad von Elben – mit gerichtlichen Ent- scheidungen, Bestätigungen, aber auch nur als Zeugen 1254/56 in einer Reihe Nordhessen betreffen- der Urkunden, vgl. etwa die – nicht vollständige – Zusammenstellung bei ilGen/VoGel, S. 323 Anm. *. Alle drei, Konrad von Elben, Werner von Bischofshausen (mit seinem Sohn) und Heinrich von Gleiß- berg, bezeugten am 14.7.1254 in Marburg die eigenständige Schenkung Sophies an Hasungen, vgl. Anm. 199. 1256 wurde in Gudensberg ein Rechtsstreit vor Konrad von Elben und Heinrich von Gleißberg als den judicibus terre Hassie entschieden, koPP (wie Anm. 194), S. 125, Beilage Nr. 60. Deutlich ist, dass die drei Kommissare, an der Spitze Sophies Vertrauter Konrad von Elben, weiter tätig blieben, sich aber nach dem 6.3.1254 als dem letzten Zeugnis, wie Anm. 180, nicht mehr auf ihre Bestellung durch Hein- rich den Erlauchten beriefen.
201 In einer in Kassel ausgestellten Schenkungsurkunde des Grafen von Waldenstein für das Kloster Nords- hausen (heute Ortsteil von Kassel) als erster Zeuge gemeinsam mit Konrad von Elben und Friedrich von Treffurt, ilGen/VoGel, S. 374, Nr. 14; doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 412, Nr. 2613; dazu ilGen/ VoGel, S. 322 f. mit Anm.*. Heinrich von Gleißberg ist seit 1256 wieder vorwiegend in Thüringen bzw. in der engeren Umgebung Markgraf Heinrichs des Erlauchten bezeugt, vgl. doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 388 f., Nr. 2460; S. 393, Nr. 2480, Nr. 2482. Inwieweit er 1257 in Kassel noch in der Funktion als markgräflicher Kommissar tätig wurde, so die Vermutung von ilGen/VoGel, s. 324, oder ob seine Zeugentätigkeit andere Gründe hatte, ist nicht mehr sicher zu entscheiden. Doch auch im ersteren Fal- le wäre sein Gewicht gegenüber seinem Wirken vor Mitte 1254 nur noch sehr gering gewesen.
202 So in einer Urkunde für das Kloster Hardehausen mit der Titulierung: Gyso de Gudensberg, domine ducisse iudex provincialis in Maden, Heinrich finke, Roger wilmans (Bearb.), Westfälisches Urkundenbuch, Bd. 4: Die Urkunden des Bisthums Paderborn vom J. 1201–1300, Abteilung 3: Die Urkunden der Jahre 1251–


































































































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