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NEUGESTALTUNG IN DER MITTE DES REICHES 43
mit dem comitatus Hassie, dem Gerichtsbezirk des Landgerichts Maden. Dies lässt deut- lich erkennen, dass es Markgraf Heinrich gelungen war, nach 1250 den Mainzer Erz- bischof wieder aus dem Landgericht Maden zu verdrängen182 und mit dem Rücker- werb des comitatus Hassie die Grundlagen der Herrschaft über die terra Hassie für Sophie und ihren Sohn Heinrich zurückzugewinnen. Wenn der im Juni/Juli 1251 neu gewähl- te Mainzer Erzbischof Gerhard I. im März 1252 in Erfurt Markgraf Heinrich und So- phie wegen der widerrechtlichen Einbehaltung von Mainzer Kirchenlehen erneut ex- kommunizierte und zusätzlich das Interdikt über ihre Städte und Dörfer per Hassiam atque Thuringiam verhängte183, dann dürfte der Rückerwerb der Grafschaft Hessen und weiterer wichtiger Mainzer Lehen in der Hassia wie etwa Wolfhagen184 für Sophie von Brabant und ihren Sohn durch Markgraf Heinrich von Meißen zweifellos einer der entscheidenden Gründe für ihn gewesen sein.
Mit der Wiederherstellung der Herrschaftsrechte in der Hassia hatte Markgraf Heinrich die maßgeblichen Voraussetzungen für den Fortbestand der bis 1247 be- stehenden ludowingischen Herrschaft Hessen geschaffen. Dieser Erfolg war ihm, der sich zur selben Zeit ebenso wirkungsvoll auch in Thüringen gegen den Mainzer Erzbi- schof durchsetzen konnte185, vor allem deshalb möglich, weil er sich dank seines gro- ßen meißnisch-thüringischen Herrschaftskomplexes auf Machtmöglichkeiten stützen konnte, die Sophie auch nicht annähernd zur Verfügung standen. Bestrebungen, mit Hilfe der Vormundschaftsregierung und durch eigene Präsenz eine direkte Herrschaft in der Hassia auszuüben und sich dieses unmittelbar an die Landgrafschaft Thüringen angrenzende Gebiet gleichsam vorübergehend anzueignen, sind bei Markgraf Hein- rich – anders als bei Sophies Vater Landgraf Ludwig IV. dreißig Jahre zuvor in der Mark Meißen während dessen Vormundschaft über Markgraf Heinrich186 – nicht zu
rantur, Hannover 1753, Praefatio S. 9 f., Grotefend/rosenfeld, S. 17 f., Nr. 50, doBenecker, Reges-
ta, Bd. 3, S. 360, Nr. 2273; dazu bereits ilGen/VoGel, S. 291 Anm. **.
182 Der Klärung bedarf noch die Funktion und Zuordnung des Conradus de Hebelde, comes morans in Maden,
der 1253 gemeinsam mit Graf Adolf von Waldeck und den Anm. 180 genannten markgräflichen Kom- missaren in provinciali placito Maden ein Gütergeschäft beurkundete, 1254/55 mehrfach als provincialis ad- vocatus bzw. iudex provintie bezeugt ist, und zweifellos nicht dem Mainzer Umfeld angehörte, Belege bei demandt, Personenstaat (wie Anm. 179), S. 315 f., Nr. 1070; auch für ihn ist künftig auf die Dissertati- on von Frauke stanGe-methfessel (wie Anm. 139) zu verweisen.
183 Vgl. oben S. 19 f. mit Anm. 58; zur Wirksamkeit dieses terre generale [...] interdictum vgl. ilGen/VoGel, s. 310 mit Anm. * und doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 325, Nr. 2062 (Zitat).
184 Wolfhagen, seit 1232 eindeutig ein Mainzer Lehen der Ludowinger, vgl. werner, Reichsfürst (wie Anm. 4), S. 150 f., unterstand bereits 1252 der vormundschaftlichen Oberhoheit Heinrichs des Erlauchten, vgl. Grotefend/rosenfeld, S. 11, Nr. 32, dazu Anm. 179.
185 Vgl. oben S. 20 f.
186 Vgl. werner, Reichsfürst (wie Anm. 4), S. 135 f.; Bettina elPers, Regieren, Erziehen, Bewahren:
Mütterliche Regentschaften im Hochmittelalter (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 166), Frankfurt/M. 2003, S. 301–321.


































































































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