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42 MATTHIAS WERNER
Der Vertrag vom März 1250, die sog. „Eisenacher Richtung“176, bedeutete, dass Sophie für einen Zeitraum von über sechs Jahren, wenn nicht noch länger177, auf ihre Rechte an der Hassia, der Wartburg und auch ihren übrigen Gütern in Thüringen ver- zichtete und deren Regierung, Verwaltung und Nutzung Heinrich dem Erlauchten überließ178. Urkunden der Jahre 1252/54 zeigen, dass Heinrich der Erlauchte Kom- missare eingesetzt hatte, die habentes a domino marchione Misnensi terram Hassie in commisso in seinem Auftrag als Vögte179 und in der Ausübung richterlicher Funktionen in dem Raum zwischen Wolfhagen und Haina tätig wurden180. Ihr Zuständigkeitsbereich, den sie als Hassia oder terra Hassie bezeichneten, war klar von den Herrschaftsgebieten an der Lahn geschieden, die Sophie für sich behalten hatte181, und deckte sich weitgehend
176 Gegen diese offenbar zuerst von weGele (wie Anm. 9), S. 23, eingeführte Bezeichnung wendet sich zu Recht kälBle im vorliegenden Band. Da keine erkennbaren Auseinandersetzungen vorausgegangen waren und es nicht um konkurrierende Ansprüche ging, dürfte wohl auch die Einschätzung als Aus- gleich oder Kompromiss, so zuletzt teBruck, Pacem confirmare (wie Anm. 7), S. 295 f., nicht zutreffen.
177 Dazu unten S. 50 mit Anm. 220.
178 Hatte sie bis zu diesem Zeitpunkt Verfügungen in nordhessischen Angelegenheiten selbstständig ge-
troffen, vgl. etwa Grotefend/rosenfeld, Nr. 14, Nr. 20, so handelten entweder die von Heinrich dem Erlauchten eingesetzten Kommissare in ihrer bzw. ihres Sohnes Vertretung wie 1252 Konrad von El- ben, vgl. Anm. 179, oder sie musste die Bestätigung bzw. den Konsens Heinrichs des Erlauchten einho- len, ebd., S. 13 f., Nr. 37 ff., und doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 325, Nr. 2060.
179 Wenn Konrad von Elben 1252 vicem gerens ex parte lantgravii principis Hassie (sc. Sophies Sohn Heinrich) als Vogt des Klosters Hasungen einen Güterverkauf an das Kloster bestätigte, den neben ihm die Stadt Wolfhagen mit besiegelte, s. Helfrich Bernhard wenck, Hessische Landesgeschichte mit einem Urkun- denbuch, Bd. 3, Frankfurt/M., Leipzig 1803, S. 125, Nr. 138, Grotefend/rosenfeld, S. 11, Nr. 32, so ist, auch wenn ein Hinweis auf die Bestellung durch Heinrich den Erlauchten wie in den Anm. 180 zitierten Urkunden fehlt, angesichts der Tatsache, dass Konrad von Elben und nicht Sophie für ihren Sohn Heinrich als Vogt von Hasungen handelte und dass er einer der von Heinrich dem Erlauchten ein- gesetzten Kommissare war, nicht daran zu zweifeln, dass er hier als markgräflicher Beauftragter auftrat. Zu Konrad von Elben, dem „treuesten und mächtigsten Beamten des hessisch-thüringischen Hauses“ in den Jahren 1230 bis nach 1263 vgl. demandt, Personenstaat, S. 178 f., Nr. 574.
180 So Grotefend/rosenfeld, S. 14 f., Nr. 41 (8.8.1253), 42 (26.8./29.9.1253), 45 (6.3.1254); doBeneck- er, Regesta, Bd. 3, S. 339, Nr. 2149 (Zitat), S. 342, Nr. 2162 (habentes a domino marchione Misnensi procurati- onem Hassie in commisso), S. 349, Nr. 2216 (Wortlaut wie Nr. 2149). Als „Landescommissare“ neben Kon- rad von Elben werden 1253 der aus dem westlichsten Thüringen (Bischhausen) stammende Werner von Bischofshausen und 1254 der dem markgräflichen Umfeld angehörige Heinrich von Gleißberg (nörd- lich Jena) genannt, der aber bereits seit 1253 in Nordhessen in richterlichen Funktionen begegnet, vgl. zu ihnen demandt, Personenstaat, S. 69 f., Nr. 243; S. 900 f., Nr. 3164, sowie etwa ilGen/VoGel, S. 323 (Zitat) und lutz (wie Anm. 9), S. 248 f. Eine ausführliche Untersuchung ihres Wirkens wie des gesam- ten Themenbereiches um das Gericht Maden ist von der in Anm. 139 angekündigten Dissertation von Frauke stanGe-methfessel zu erwarten.
181 Dies geht deutlich aus der Urkunde Sophies von Brabant vom 7.10.1254 hervor, in der sie für die Mit- gift ihrer mit Herzog Albrecht von Braunschweig verheirateten Tochter Elisabeth in Höhe von 4000 Mark Burg und Stadt Biedenkopf verpfändete und jährliche Zahlungen aus Marburg, Nordeck, Grün- berg, Homberg (Ohm), Alsfeld und Biedenkopf bis zu jenem Zeitpunkt zusagte, an dem die terra nost- ra, quam marchioni Misniensi, consangwineo nostro, conmisimus, nobis reddita fuerit et nos castrum nostrum et oppidum Guodensberg eidem duci et redditus praedictos in Hassia assignaverimus, Christian Ludwig scheidt, Origines gu- elficae opus praeeunte Godofredo Giulielma Leibnitis tamvero in lucem emissum Christiano Ludovico Scheidio, Tomus 4: Quibus Ottonis, quem puerum vulgo dicimus ... vita, fata et eximiae virtutes enar-