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90 MATTHIAS WERNER
der Hassia et eius confinio zugunsten der ludowingischen Erben entschieden war. Wohl setzten trotz des in Langsdorf vereinbarten und fast ein Jahrzehnt währenden Frie- dens bereits 1265 wieder Spannungen zwischen Sophie und Heinrich und dem Main- zer Erzbischof ein, denen vor allem die unveränderte territoriale Rivalität beider Sei- ten in Nord- und Mittelhessen zugrunde lag, und brachen 1273 erneut kriegerische Auseinandersetzungen aus405 – doch stand der landesherrliche Herrschaftsanspruch Sophies als domina Hassie bzw. Heinrichs als dominus Hassie und dominus terre Hassie seit den Langsdorfer Verträgen nicht mehr grundsätzlich in Frage.
4. Die thüringischen Kirchenlehen
Noch eine weitere Bestimmung der Langsdorfer Verträge ist in unserem Zusammen- hang von Interesse. Sophie und Heinrich erwirkten in Langsdorf nicht nur ihre Be- lehnung mit Mainzer Rechten und Gütern in der Hassia, sondern sie erhielten auch in Thüringen Lehen zugesprochen406. Es handelte sich um die Gerichte in Bergeren und Aspe sowie um die Burg und Stadt Thamsbrück mit den zugehörigen Gerichten407. Bergere war 1241 von Heinrich Raspe seiner Gemahlin Beatrix, der Tochter von So- phies Gemahl Herzog Heinrichs II. von Brabant, als Dotalgut übertragen worden408. Eine Mainzer Lehenhoheit ist ebenso wenig fassbar wie bei dem Gericht Aspe bei But- telstedt, das als eine der vier großen thüringischen Landdingstätten in den Jahren 1221
405 Hierzu noch immer am detailliertesten weidemann (wie Anm. 141), S. 403–438. Für unsere Überlegun- gen oben S. 80 erscheint es aufschlussreich, dass Erzbischof Werner in seiner Urkunde über die Ex- kommunikation Heinrichs vom 21.5.1273 und König Rudolf von Habsburg bei der anschließenden Verhängung der Reichsacht über den Landgrafen am 25.1.1274 Heinrich wiederum jeden rangerhöhen- den, fürstlichen Titel absprachen und ihn lediglich als dominus Hassie bzw. als nobilem virum Heinricum domi- num Hassie bezeichneten, Gudenus, Codex diplomaticus (wie Anm. 36), Bd. 1, S. 746 ff., Nr. 328; Jakob schwalm (Hrsg.), Constitutiones et acta publica imperatorum et regum, Bd. 3 (MGH Leges 4,3), Han- nover, Leipzig 1904/06, ND Stuttgart 1980, S. 636, Nr. 646; Grotefend/rosenfeld, S. 64 f., Nr. 172; S. 66 f., Nr. 179.
406 Vgl. oben S. 85 mit Anm. 381. Einsetzend mit ilGen/VoGel, s. 346 f., fanden diese thüringischen Pas- sagen bei der Behandlung der Langsdorfer Verträge, die im wesentlichen von hessischer Seite erforscht wurden, kaum Beachtung. Da umgekehrt die thüringische Landesgeschichtsforschung generell nur ge- ringes Interesse an den Langsdorfer Verträgen besaß, blieben diese wichtigen, freilich schwer zu ent- schlüsselnden Bestimmungen bis auf wenige wichtige Hinweise insbesondere bei weGele (wie Anm. 9), S. 27, enGel (wie Anm. 383), S. 33, Patze, Politische Geschichte (wie Anm. 154), S. 47 f., und christ (wie Anm. 34), S. 421 f., weitestgehend unbeachtet. Erstmals nachdrücklicher richtete m. W. die Disser- tation von Müller (wie Anm. 48), S. 184, 189 f., den Blick auf sie. Vgl. jetzt jedoch die eingehende Ana- lyse von Mathias kälBle im vorliegenden Band.
407 LU 2: item in Thuringia iudicia et iurisdictiones de Bergeren et Aspe, item castrum et opidum Tungesbrucken et iudicia attinentia que etiam creduntur esse feuda descendentia ab ecclesia moguntina, licet adhuc non sit determinatum finaliter su- per illis.
408 werner, reichsfürst (wie Anm. 4), S. 216 mit Anm. 375; doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 162, Nr. 953; S. 487, Nr. 3104; zur Identifizierung, für die DoBenecker, S. 584, (Bad) Berka südlich Weimar vorge- schlagen hatte, vgl. den Beitrag von Mathias kälBle im vorliegenden Band.