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NEUGESTALTUNG IN DER MITTE DES REICHES 81
schweig, durch eine erneute Heiratsverbindung (der vor Juni 1262 geschlossenen Ehe Heinrichs mit Albrechts Schwester Adelheid)353, doch war Albrecht wegen seines Ein- greifens in Holstein und Dänemark von Ende 1261 bis in den Juli 1263354 zu einer ak- tiven Unterstützung kaum in der Lage. Demgegenüber hatte Erzbischof Werner mit dem einflussreichen Grafen Adolf I. von Waldeck sowie mit Graf Ludwig II. von Zie- genhain und Graf Wittekind von Battenberg wichtige regionale Parteigänger auf sei- ner Seite355, die sich als territoriale Konkurrenten Sophies und Heinrichs von einem Mainzer Vorgehen erhebliche eigene Vorteile versprachen. In dieser Situation stellte es einen bedeutenden Erfolg dar, dass Heinrich – in seiner ersten bezeugten eigenständi- gen Regierungshandlung – im Juni 1262 den Grafen Gottfried V. von Ziegenhain, der mit seinem mainzisch orientierten Vetter Ludwig II. zerstritten war, als Verbündeten gewinnen konnte356. Das wechselseitige Schutzbündnis mit Gottfried richtete sich aus- drücklich gegen den Mainzer Erzbischof und den Grafen von Waldeck und zeigte da- mit die Frontstellungen deutlich auf357.
Der Bündnisvertrag vom Juni 1262 ist neben einer Urkunde vom Januar 1263358 das letzte bekannte Zeugnis von Seiten Sophies und Heinrichs vor den Langsdorfer Ver- trägen vom September 1263. Doch auch von erzbischöflicher Seite ist die Quellenlage kaum besser. Die überlieferten Urkunden Erzbischof Werners von Eppstein und die erzählenden Quellen lassen als Schwerpunkte seiner politischen Aktivitäten in den Jah- ren 1261 / September 1263 vor allem seine Mitwirkung in der Reichs- und Königspo- litik, seine Landfriedenstätigkeit und seine territorialpolitischen Bemühungen am Un-
353 Als Todestag Albrechts Gemahlin Elisabeth sind der 17.4.1261 und der 9.10.1261 überliefert, diemar (wie Anm. 16), S. 12. Zur Problematik der allein in der Reinhardsbrunner Chronik überlieferten Nach- richt über die Verlobung Heinrichs im Jahre 1258 vgl. oben Anm. 329. Die Heirat Heinrichs mit Alb- rechts Schwester Adelheid ist vor Juni 1262 zu datieren, da Heinrich in seiner Anm. 356 zitierten, in die- sem Zusammenhang noch nicht beachteten Urkunde vom 2.6.1262 von Albrecht als dem sororio nostro duce de Brunswich spricht.
354 Vgl. Bähr (wie Anm. 208), S. 29–32.
355 Graf Adolf I. von Waldeck, der offenbar seit 1247 auf Seiten des Mainzers stand, vgl. oben S. 29 mit
Anm. 108, und Graf Ludwig II. von Ziegenhain und Nidda (1254/58–1294) werden in der Bündnisur- kunde Landgraf Heinrichs mit Graf Gottfried V. von Ziegenhain (1254/58–1271) vom 2.6.1262 als Parteigänger des Erzbischofs genannt, vgl. Anm. 356. Mit Graf Wittekind von Battenberg hatte Erz- bischof Werner als eine seiner ersten Amtshandlungen im November 1259 den seit 1252 bestehenden Schutzvertrag erneuert, dazu oben S. 54 mit Anm. 237.
356 Conrad Wilhelm ledderhose, kleine Schriften, Bd. 4, Marburg 1792, S. 279 f., Nr. 7; Grotefend/ro- senfeld, S. 24 f., Nr. 70; doBenecker, Regesta, Bd. 3, S. 470, Nr. 2993; Ziegenhainer Regesten online Nr. 290  (Stand: 16.4.2013). Gott- fried V., der seinem zwischen dem 14.7.1254 und dem 1.7.1258 verstorbenen Vater Graf Bertold I. nachgefolgt war, scheint schon vorher auf Seiten Sophies und Heinrichs gestanden zu haben. Zumin- dest wurde das 1252 geschlossene Schutzbündnis seines Vaters mit Erzbischof Gerhard I., vgl. oben S. 45 mit Anm. 196, anders als das mit Graf Wittekind von Battenberg von Erzbischof Werner nicht er- neuert.
357 Vgl. auch ilGen/VoGel, S. 343 f.
358 Grotefend/rosenfeld, S. 26, Nr. 74. Eine auf den 26.3.1263 datierte Urkunde Landgraf Heinrichs
wurde wahrscheinlich erst in den frühen 1270er Jahren ausgefertigt, ebd. S. 26 f., Nr. 75, und S. 299, Nachtrag zu Nr. 75.


































































































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