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berger Klerus4, der ständig in Glashütten bleiben und auch die Katholiken der nahen Residenz betreuen sollte. Diese kamen daraufhin in großer Zahl zu den Gottesdien- sten. Besonders dankbar empfanden sie es, daß der Markgraf dem Schloßkaplan freien Zutritt zur Stadt gewährte, so daß auch die Kranken des priesterlichen Bei- stands nicht entbehrten5.
Einen erheblichen Fortschritt für die Bayreuther Katholiken bedeutete die schon zwei Jahre später auf der gleichen Rechtsbasis eines privaten Religionsexerzitiums für eine bestimmte Familie begonnene „Missio aulica Baruthana“. Graf Hermann Friedrich von Hohenzollern-Hechingen6, der in erster Ehe mit Eleonore Magdalene,
4 Der Name dieses Hauskaplans konnte nicht ermittelt werden. Hingegen sind seine Nachfolger be- kannt: Peter Dürsch (1714–18), Konrad Franz Dippold 1718–21, und Johann Heinrich Welsch 1721– 25 (Wachter 1801, 1595, 10916).
5 „Alius evocatus sub ipsis feriis autumnalibus a perillustri domino barone de Lüschwitz ad Castrum nobile Glashütt dictum ut coram inspiceret fructus introductae ab anno religionis catholicae, cum ingenti consolatione vidit, sementem ab anno jactam iam cum foenore sexagesimo imo centesimo fructum ferre. Ex urbe parreythensi, residentia acatholica marchionis Brandenburgici rectae lineae, singulis diebus dominicis festisqueque veniunt dispersi ibidem catholici adsuntque sacrificio missae quod a sacellano domestico praefati baronis peragitur, expianturque se a peccatis, intersunt sacrae dictioni et explicationi veri evangelii. Porro singulari benevolentia perillustris domini de Lüschwitz captus Serenissimus marchio concessit liberum aditum in urbem suam sacellano domestico domi- ni de Lüschwitz, ut aegrotantium catholicorum confessiones excipiat, eosque sacro viatico muniat, adsitque piis exhortationibus usque ad ultimum spiritum“ (Litterae annuae Bamberg. 1713, STBBbg BB Msc 65, 2 p 14).
6 Hermann Friedrich von Hohenzollern-Hechingen, geb. 11. Januar 1665, war vor seiner Heirat Dom- kapitular in Köln und StraSSburg und trat mit päpstlicher Dispens in den Laienstand zurück (Hil- tebrant Ph., Die kirchlichen Reunionsverhandlungen in d. 2. Hälfte des 17. Jhr. – Ernst August v. Hannover und die Kath. Kirche, Rom 1922, 56 f), dann K.u.K Generalfeldmarschall und Reichserb- kämmerer, gestorben 23. Januar 1733 in Freiburg. Eleonore Magdalene, geb. 24. Januar 1673, gest. 13. Dezember 1711 in Ettlingen. Die Heirat fand statt am 8. November 1704 (Großmann-Zingeler 80 f). Eleonore war 1710 zur katholischen Kirche übergetreten, (Ammon 306). Die zweite Heirat Hermann Friedrichs erfolgte 1714.
In diesem Zusammenhang ist immer wieder von einem „schwäbischen Sacellanus“ die Rede, den der Graf aus seiner Heimat mit nach Bayern gebracht habe (Sitzmann, Kirchen, 25; Lober 134; Sulzba- cher Kalender 1899,94). Quelle für diese Behauptung ist ein aus den verschollenen Pfarrakten herge- stelltes Exzerpt von ca. 1875 im Besitz des Historischen Vereins für Oberfranken, betitelt „Katholi- sches Bethaus“. Auch Finck spricht einmal davon in einem Bericht über die Mission an die Geistliche Regierung 20. Januar 1747 (OABbg PfA 84 FH 6 pr 69). Der „Schwäbische Sacellan“ scheint aber nur sehr kurz in Bayreuth gewesen zu sein (Vgl. den Jahresbericht des Bamberger Jesuitenkollegs 1712, Anmerkung 3, und Jahresbericht der Mission öttingen 1714, Anmerkung 7). Wahrscheinlich ist Her- mann Friedrich erst nach seiner 2. Heirat 1714 nach Bayreuth gezogen. Hermann Friedrich war auch ein Wohltäter des Klosters Marienweiher (KLA Marienweiher, lib. benef. f 12, 38). Er hatte den Fran- ziskanern ein Dekret der Regierung von Bayreuth erwirkt, das ihnen die Kollektur im Bayreuther Land erlaubte, ebenda f 66. In der Klosterkirche ließ er sein am 17. Juli 1716 verstorbenes Töchter- lein begraben (Epitaph neben dem Seiteneingang im Inneren der Kirche).
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