Page 36 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Karl Heinemeyer
ches Unbekannte zur Geschichte Erfurts und Thüringens im 14. Jahrhun- dert und gestatten näheren Einblick in die Arbeit der Mainzer Landesver- waltung in Erfurt. Sie verdienen es, eingehend untersucht und veröffentlicht zu werden; dabei sollte auch Kirchhoffs Edition einbezogen werden, da sie heutigen Anforderungen nicht mehr genügt.
Hier sei nur besonders erwähnt, dass in dem Verzeichnis von 1320 des „Grünen Buches“ die älteste, bisher gänzlich unbekannte Aufstellung der vier thüringischen Archidiakonate St. Marien und St. Severi zu Erfurt, (Ober-)Dorla und Jechaburg mit Klöstern, Stiften und Sedes-Kirchen mit ihren Subsidien enthalten ist (Bl. 25v–27r).40 Es handelt sich um das älteste Subsidienregister aus der Mainzer Erzdiözese, das zugleich für einen Teil von ihr erstmals die Gliederung in Archidiakonate und Archipresbyterate mitteilt. Deshalb wird es im Rahmen der Untersuchung der Erfurter „Grü- nen Bücher“ an anderer Stelle veröffentlicht.41 Außerdem wird dort eine bisher unbekannte Liste der Benefizien innerhalb und außerhalb Erfurts abgedruckt, deren Kollatur der Propst des Marienstiftes besaß, mit ihrer Steuerveranlagung durch den Erzbischof (Bl. 40v–41r).
Neben inhaltlichen Bemerkungen in dem langen Verzeichnis von 1320 gibt seine Eintragung im „Grünen Buch“ es als eine vorläufige Arbeits- fassung zu erkennen. Denn gegen Ende blieben zunächst drei Seiten frei (Bl. 40v–41v), dann folgen noch weitere kleinere Abschnitte (Bl. 42r/v) und erneut eine freie Seite (Bl. 43r). Offensichtlich rechnete man bei dem Ein- trag noch mit Ergänzungen, und tatsächlich wurde die erwähnte Liste der Benefizien auf zwei der drei freien Seiten (Bl. 40v–41r) von anderer Hand hinzugefügt. Weil das gesamte Verzeichnis ab 1332 durch das „Bibra-Büch- lein“ überholt war, wurde es vorher in das „Grüne Buch“ eingetragen. Dabei rechnete man, wie seine sorgfältige Ausgestaltung zeigt, zunächst mit einer längeren Benutzungszeit. Deshalb wird der Eintrag wahrscheinlich schon 1320 erfolgt sein; dafür spricht auch, dass das Verzeichnis noch Erzbi- schof Peter Aspelt nennt,42 der am 5. Juni 1320 verstarb.
Den letzten und kürzesten Text des „Grünen Buches“ bildet die Geleits- tafel GT 1 (Bl. 43v–45v), wiederum von einer anderen Hand geschrieben
40 Bisher gilt als ältestes Subsidienregister das von 1506, unlängst veröffentlicht von Bünz, Enno (Bearb.): Das Mainzer Subsidienregister für Thüringen von 1506 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Große Reihe. Bd. 8). Köln u.a. 2005.
41 Vgl. K. Heinemeyer: Erfurter „Grüne Bücher“ (wie Anm. 8).
42 Vgl. oben Anm. 37.
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