Page 10 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Tim Erthel
ben. Auf seinem Grabsteine war Lange, in einem, dem unsrigen ähnlichen, Priesterrocke, mit einem aufgeschlagenen Buche in der Hand, abgebildet. Sein Gesicht war klein und des Steines Umschrift Folgende: Anno Dni 1548 sexta [sic] Aprilis Rev. Dn. Joh. Lange verae et purioris S. Theologiae Doctor et Pro- fessor veraeque ecclesiae Dei apud Erphord. Superat. pie in Domino obdor- mivit. Von diesem Grabstein jedoch findet man jetzt nichts mehr [...]“.3 Auch Bernhard Hartung stellt ernüchternd fest: „Die hohen Verdienste dieses Mannes um die evangelische Kirche, sowie um die Michaelis-Kirche insbesondere, der er noch bei Lebzeiten zur Unterhaltung der Lehrer einen Theil seines Vermögens vermachte, waren nicht im Stande, sein Andenken in dieser Kirche zu erhalten; sein Grabmal und Gedenkstein sind fort und beides nicht mehr zu finden.“4
Umso überraschender ist die folgende Entdeckung. In seinem 2013 erschienenen „Erfurter Wappenbuch“ macht Rolf-Torsten Heinrich auf einen Grabstein im Hof der Michaeliskirche aufmerksam, bei dem es sich, seiner Meinung nach, um den Grabstein Johannes Langs handeln könnte, und fügt eine ganzseitige farbige Abbildung bei.5 In Anbetracht der histo- rischen Bedeutung Langs wäre diese Entdeckung eine kleine Sensation. Die Erfurter Denkmallandschaft, insbesondere die Michaeliskirche, wäre um ein herausragendes Ausstattungsstück reicher. Im Folgenden geht es daher um eine kritische Prüfung der von Heinrich aufgestellten These.6
3 Quehl, Predigerkirche (wie Anm. 1). S. 163f. Quehl gibt ein falsches Sterbe- datum an. Lang starb nicht am 6. April, sondern am 2. April 1548; bei Jahr/ Lorenz: Inschriften (wie Anm. 2) findet sich folgende Transkription: „Anno dni 1548 secunda Aprilis reverendus dominus Johannes Lang verae et purioris san- ctae theologiae doctor et professor veraeque ecclesiae Dei apud Erphord(ien- ses) Superat(tendens) pie in Domino obdormivit.“ Übersetzung: „Im Jahre des Herrn 1548, am 2. April, ist der ehrwürdige Herr Johannes Lang, der wahren und reineren heiligen Theologie Doktor und Professor und Superattendent der wahren Kirche Gottes in Erfurt selig im Herrn entschlafen.“
4 Hartung, Bernhard: Die Häuser-Chronik der Stadt Erfurt. Teil 2. Erfurt 1878. S. 170f.
5 Heinrich, Rolf-Torsten: Erfurter Wappenbuch. Teil 1. Personen- und Familien- wappen des 12. bis 18. Jahrhunderts. Norderstedt 2013. S. 96, 179, Tafel 261.
6 Für wertvolle Hinweise und weiterführende Informationen sei vor allem Herrn
Dr. Falko Bornschein (Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt), Herrn Volker Düsterdick (Erfurt), Herrn Prof. Dr. Heinemeyer (Erfurt), Herrn Rolf-Tors- ten Heinrich (Dresden), Herrn Udo Hopf (Gotha), Herrn Dr. Michael Lud- scheidt (Leiter der Bibliothek des Evangelischen Ministeriums Erfurt), Herrn Dr. Michael Matscha (Archivdirektor des Bistumsarchivs Erfurt), Herrn Dr. Steffen Raßloff (Erfurt) und Herrn Martin Sladeczek (Erfurt) herzlich gedankt.
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