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HUANG DI NEI JING LING SHU – KAPITEL 8
Da sie so handeln, können sich keine außergewöhnlichen Übel nähern; sie leben lange und behalten ihr Sehen.6
是故
怵惕思慮者則傷神,
神傷則恐懼流淫而不止。
因悲哀動中者,
竭絕而失生。
喜樂者,神憚散而不藏。
愁憂者,氣閉塞而不行。
盛怒者,迷惑而不治。
恐懼者,神蕩憚而不收。
Es ist nämlich so:
Diejenigen, die vorsichtig und ängstlich sind und nachdenken und überlegen, die schaden dem Geist.
Ist der Geist geschädigt, dann fließen Ängste exzessiv und hören nicht auf.
Wenn Besorgnis und Trauer die Körpermitte erregen,
dann werden [die Qi] erschöpft und ihr Fluss unterbrochen und daraus resultiert der Verlust des Lebens.
Wer immer fröhlich und guter Laune ist, dessen Geist zerstreut sich und bleibt nicht gespeichert.
Diejenigen, die immer traurig und betrübt sind, deren Qi wird einge- schlossen und zieht nicht [durch den Körper].
Diejenigen, die voller Zorn sind, die sind verwirrt und das kann man nicht heilen.
Solche [Menschen], die sich immer fürchten, auch deren Geist zerstreut sich und kann nicht mehr eingefangen werden.
6 HBYXY: „視 shi, ‚sehen‘, steht hier für 活 huo, ‚lebendig sein‘.“ In Dao de jing 道德 经 59 findet sich die Formulierung 長生久視之道 chang sheng jiu shi zhi dao. James Legge übersetzte: „This is the way to secure that its enduring life shall long be seen.“ H. Federmann, Laotse Tao Teh King, München 1920, S. 65 übersetzte dagegen: „Der Weg zu ewigem Leben und unendlichem Schauen.“
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