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macht zeigte Rudy an Weihnachten in der Kleinkunstbühne „Wintergarten“ in der Nürnberger Luitpoldstraße nach der Akrobatik-Nummer mit seinem Großvater Benedikt Schäfer zum ersten Mal allein seine Jongliertricks und weckte die Begeisterung der Zuschauer. Nach einer Stepptanzeinlage, einer Drei-Ball- und einer Fünf-Ringe-Nummer beendete der Neunjährige den Auftritt mit einem Tassentrick, bei dem er Untertasse, Tasse, Löffel und ein Stück Zucker nacheinander von der Fußspitze auf den Kopf warf. Es war sein erster Erfolg!
Auf den großen Bühnen dieser Welt
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte Rudy Horn in den Trup- penbetreuungs-Shows der US-Army sein Können und tourte durch die amerikanischen Soldatenclubs. Als Lohn erhielt er Schokolade und Zigaretten, die er gegen Lebensmittel ein-
Schäfers Wanderschau in der Vorderen Marktstraße in Nürnberg, Foto von Kurt Triest, um 1932 (Foto Stadtarchiv Nürnberg)
Rudy Horn schlägt mit jonglierenden Bällen den Trommeltakt zur Begleitmusik, Hamburg 1951 (Foto privat)
Der Löffeltrick von Rudy Horn, Hamburg 1951 (Foto privat)
Der Spross einer Artistenfamilie
Vor 80 Jahren, am 14. Februar 1933, kam Rudy Horn als
Sohn einer Artistenfamilie in Nürnberg zur Welt. Schon sein Großvater Benedikt Schäfer arbeitete als Jongleur und Äqui- librist und zog zwischen 1927 und 1935 mit einer artistischen Freiluftschau durch Bayern und Sachsen. Mit seinen Kindern Christine und Alfred führte er sensationelle Balance-Akte auf. Zu Schäfers Wanderschau stieß Anfang der Dreißigerjah- re der Nürnberger Kraftakrobat und Luftgymnastiker Rupert Horn hinzu, der 1932 Schäfers Tochter Christine heiratete. Das Paar war in Anlehnung an den Vornamen der populä- ren Schauspielerin Brigitte Horney als „Brigitte Horn und Partner“ mit anspruchsvollen Trapeznummern und einem waghalsigen Akrobatik-Akt auf verschiedenen kleinen Büh- nen zu sehen.
Der Durchbruch zum Weltstar gelang erst ihrem Sohn Rudolf, genannt Rudy. Er wuchs in den Nürnberger Stadtteilen Gostenhof – Untere Seitenstraße 1, Mittlere Kanalstraße 19 – und nach dem Krieg ab 1946 in Schweinau – Hermannstraße 40 – auf. Schon als kleines Kind lernte er von seinem Vater akrobatische Tricks und die Kunst des Jonglierens. Dabei zeigte sich der Junge als sehr geschickt, ehrgeizig und äußerst begabt. Bereits im Alter von sechs Jahren stand er mit seinem Vater in der Nummer „Rudy Horn und Partner“ mit einem Akrobatik-Akt auf der Bühne und machte auf
dem Kopf des Vaters einen Kopfstand und einen einarmigen Handstand. Durch den Einzug von Rupert Horn zur Wehr-
tauschte. Während dieser Zeit entwickelte Rudy seinen von professioneller Jonglierkunst, tänzerischer Leichtigkeit und comedyreifen Bühneneinlagen geprägten Stil.
Ab März 1949 gehörte Rudy Horn zum Ensemble des Mün- chener Circus Krone, dem neben Hagenbeck in Hamburg größten deutschen Zirkusunternehmen. Es war vor allem sein Tassenkunststück, das ihn berühmt machte. 1948 lan- deten acht, 1949 neun und 1950 zehn fliegende Tassen als Turm auf seinem Kopf.
Doch Rudy gab sich nicht zufrieden und versuchte, ange- spornt durch ein Angebot des Direktors des bekannten englischen Bertram Mills Circus, Cyril Mills, die Tassenpagode auf dem Einrad zu beherrschen. Fachleute hielten das für unmöglich.