Page 4 - StadtAN Ausstellungstafeln diverse
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Johannes-Scharrer-Gymnasium in der Tetzelgasse, Hochbauamt, August 1975.
Das Jahrzehnt zwischen 1970 und 1980 war eine Zeit struktureller und gesell- schaftlicher Umbrüche und kultureller Veränderungen, die sich zum Teil bis heute bemerkbar machen. Von großer städtebaulicher Bedeutung war in Nürnberg der sukzessive Ausbau des Nahverkehrs: Die U-Bahn wurde vom Hauptbahnhof durch die südliche Innenstadt bis zum Plärrer weitergeführt, der durch die Modernisierung ein neues Gesicht erhielt. Etwa gleichzeitig kam es zur Einrichtung einer Fußgängerzone, die aus der Altstadt einen Ort der Kommunikation machte. Darüber hinaus entstand eine verkehrsberu- higte Zone in der Südstadt um den Aufseßplatz. Weitere zukunftsweisende infrastrukturelle Maßnahmen waren der Bau des Staatshafens (Einweihung 1972), die Verlegung der Messe vom Stadtpark nach Langwasser (1973) und die Erweiterung des Flughafens durch einen neuen Luftfracht-Terminal (1971) sowie eine neue Ankunftshalle (1975).
Südbad in der Allersberger Straße, Hochbauamt, Mai 1970.
Norikusanlage am Wöhrder See, Hochbauamt, September 1972.
Ausdruck des gewachsenen Freizeitbedürfnisses der Stadtbevölkerung waren die Errichtung von Sport- und Erholungsstätten mit einer ganzen Reihe neu in Betrieb genommener Hallen- und Freibäder sowie der Ausbau des Tier- gartens, der durch die Eröffnung des Delphinariums (1971) und den Bau des Tropenhauses (1977) an Attraktivität gewann. Als weiteres Erholungsziel in der Stadt entstand im östlichen Pegnitztal der Wöhrder See (1968–72). An dessen südlicher Uferseite schoss gleichzeitig der Wohnkomplex Norikus empor, ein damals zukunftsweisendes Bauprojekt mit 800 Wohnungen auf bis zu 22 Etagen verteilt, das von dem Architekten Harald Loebermann als moderner Gegenpol zur historischen Burgsilhouette gedacht war. Der Strukturwandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft hatte sich im Nürnberg der 1970er Jahre noch nicht wirklich bemerkbar gemacht. Große Fabrik- und Firmenanlagen mit qualmenden Schlöten dominierten noch immer das Erscheinungsbild der Südstadt und der Viertel entlang der Fürther Straße. Einen baulichen Schlusspunkt am Ende des Jahrzehnts setzte der gläserne Fabrikbau der Alcan Aluminiumwerke (1979/80).
Durch die bayerische Gebietsreform 1972 kamen acht bislang selbstständige Gemeinden und zwei Ortsteile nach Nürnberg. Der Anstieg der Bevölke- rungszahl schlug sich in neuen schulischen Großbauten nieder. Auch das neue Uni-Gebäude der WiSo (heute Teil der Rechts- und Wirtschaftswis- senschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg) in der Langen Gasse (1977) wurde errichtet. Nicht nur ein Beispiel moderner Schulhausar- chitektur, sondern zugleich Ausdruck einer neuen Schulform war die Bertolt-Brecht-Gesamtschule in Langwasser (1971–78).
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Stadtveränderungen