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Konzert am Aufseßplatz, Hochbauamt, August 1977.
Gleich zu Beginn des neuen Jahrzehnts jährte sich ein historisches Ereignis, dem das Nürnberger Kulturleben wesentliche Impulse verdankt: 1971 fand der 500. Geburtstag von Albrecht Dürer statt. Zentrales Ereignis war die große Ausstellung zum Werkschaffen des Künstlers im Germanischen Nationalmuseum, daneben lockten zahlreiche weitere Veranstaltungen die Besucher an. Bahnbrechend war das Symposium Urbanum, das Kunst im öffentlichen Raum zeigte und dabei erstmals die Bewohner der Stadt an der Entstehung der einzelnen Skulpturen teilnehmen ließ. Die international bekannten Bildhauer arbeiteten zum Teil an den Aufstellungsorten ihrer Kunstwerke. Weitere in den 1970ern beliebte Ausstellungsformate waren die Biennale der Kunst (1969 und 1971) und die Galerietage in der Kunsthalle, auf der sich Nürnberger Galerien und Kunstvereinigungen einem größeren Publikum vorstellen konnten. Museale Einrichtungen wie das Spielzeugmu- seum (1971), die Graphische Sammlung (1971) und das Centrum Industriekultur (1979) – heute alle Bestandteil der Museen der Stadt Nürnberg – sind eben- falls Gründungen jener Jahre.
Das Dürerjahr hatte aber nicht nur Folgen auf dem Sektor der Hochkultur, sondern trug ebenfalls zur Entwicklung populärer und touristischer, bis zum heutigen Tag beliebter Veranstaltungen bei. Damals entstand in dem Zwingerbereich am Frauentorturm der Handwerkerhof, und der Trempel- markt sowie das Altstadtfest mit der Verkaufsmesse am Hauptmarkt, das an die Tradition der Herbstmessen anknüpft, fanden erstmals statt.
Dreieinigkeitskirche in Gostenhof, Herbert Liedel, 1977.
Die 1970er Jahre waren auch das Jahrzehnt der Kinder- und Jugendkultur. Für Jugendliche richtete man im ehemaligen Künstlerhaus gegenüber dem Frauentorturm das unter der Kurzbezeichnung KOMM bekannte Jugend- und Kommunikationszentrum ein (1973), das von seinen Nutzerkreisen selbst verwaltet wurde. Impulsgeber und Vordenker für das städtische Kulturleben war Hermann Glaser, der von 1964 bis 1991 das Schul- und Kulturreferat leitete. Er entwickelte das Konzept der Soziokultur, mit dem allen gesellschaftlichen Schichten, Altersgruppen und Nationalitäten der Zugang zu Kunst und Kultur ermöglicht werden sollte. Ein erster konkre- ter Schritt war die Einrichtung des Kulturladens in der Rothenburger Straße (1975), dem kurz darauf weitere folgten. Die Idee der dezentralen, stadtteilbezogenen Kul-
turzentren fand in den selbst verwalteten Kultur- einrichtungen wie dem aus einer Bürgerinitiati- ve hervorgegangenen Kuno (Kulturladen Nord 1975) oder der Desi (be- nannt nach der Desin- fektionsanstalt an der Brückenstraße 1978) Nachahmung.
Eröffnung Handwerkerhof, Hochbauamt, Mai 1971.
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Kulturwandel


































































































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