Page 23 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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ebenso die Bedürfnisse nach vaterländischer Propaganda, schöngeistiger oder Unterhal- tungsliteratur bedienen.3 Dazu richteten sie auch Bibliotheken bei den Einheiten in ihrem Zuständigkeitsbereich ein. Das religiöse Schrifttum hatte unter anderem die Aufgabe, diejenigen geistlich zu versorgen, die von den Angeboten der Gottesdienste oder der Seel- sorge nicht oder nur ungenügend erreicht wurden. Dazu dienten gedruckte Predigten, thematische Traktate, Gebets- und Gesang- bücher sowie Bibelteile. Direkt aus ihren Heimatgemeinden erhielten die Soldaten ent- weder deren Gemeindeblätter oder eigens für sie zusammengestellte Mitteilungsblätter.
Eine für das Funktionieren des militärischen Apparats nicht zu unterschätzende Bedeu- tung kam der Seelsorgetätigkeit der Geistli- chen zu. Vor allem bei den Angehörigen der Fronttruppen mussten sie durch Gespräche dazu beitragen, traumatische Erlebnisse wie das Töten von „feindlichen“ Soldaten und das Sterben der eigenen Kameraden zu verarbei- ten und Ängste vor dem nächsten Einsatz, der mit dem eigenen Tod enden konnte, zu bewältigen. Besonderes Ansehen erwarb ein Geistlicher, wenn er selbst unter Lebensge- fahr Soldaten in den vordersten Schützengrä- ben aufsuchte. Schwierig hingegen war seine Position bei der großen Masse der Truppe, wenn er, was seine Stellung und seine Bil- dung nahe legten, ausschließlich in den Krei- sen der Offiziere verkehrte.
Andere Möglichkeiten und Herausforderun- gen hatte ein Seelsorger in den Hauptver- bandsplätzen und Lazaretten. Er musste einer mehr oder weniger großen Zahl von Verwun- deten beistehen. Schwerverwundete, insbe- sondere wenn sie mit dem Tode rangen, waren in der Regel für eine Ansprache offen, wirk- liche Gespräche aber eher mit weniger stark Verletzten möglich. Verletzte, die sich auf dem Weg der Genesung befanden, waren wie- derum, ebenso wie andere Kranke, tendenzi-
„Heimatgruß“ der evangelischen Gemeinde Schwabach vom 1.1.1915, Titelblatt. (LAELKB OKM 53 – 3223)
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