Page 21 - StadtAN Ausstellungskatalog Der Erste Weltkrieg
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Jürgen König
Feldgeistliche und Militärseelsorge
Organisation der bayerischen Militärseelsorge1
Die eigene Militärhoheit des Königreichs Bayern im Frieden bedingte eine von den Verhältnissen in Preußen abweichende Mili- tärkirchenverfassung. Anders als dort waren die bayerischen Soldaten in die normalen Pfarreien ihrer Garnisonorte integriert. Nur in Orten mit einer größeren Garnison gab es besondere Militärgeistliche. Der Ausbruch
des Kriegs brachte unter diesen Umständen größere Veränderungen. Nun mussten Geist- liche angestellt werden, die den Truppen in das Feld folgten. Nach den Planungen aus der Friedenszeit war zunächst für jede Division nur ein protestantischer Pfarrer vorgesehen. Dies erwies sich jedoch schon nach kurzer Zeit als völlig unzureichend, so dass pro Divi- sion nun zwei zusätzliche evangelische Geist- liche bestellt wurden. Damit verbesserte sich die geistliche Versorgung der bayerischen Protestanten schlagartig und stand dadurch im Verhältnis zu den anderen Bundesstaa- ten an der Spitze. Die Kehrseite war, dass es zu empfindlichen Lücken in der heimatlichen Pfarrerschaft kam. Da nun keine Stellen für zusätzliche Militärpfarrer vorhanden waren, mussten sich die Neuangestellten mit der Stellung und mit dem Gehalt eines einfachen Krankenwärters begnügen und anfangs sogar im Sanitätsdienst mitwirken. Dies stellte
Besuch des Oberkonsisto- rialpräsidenten Hermann von Bezzel im Frühjahr 1916 in einem Soldatenheim an der Westfront (6. Bayeri- sches Reserve-Infanterie- Regiment), Foto. (LAELKB Bi 5: 168)
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