Page 10 - ASV Broschur 150 Jahre
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Am 20. Mai 1861 hoben der Schullehrer Paulus Lederer, die Herren Georg Förster, Georg Gugel, Johann Popp sowie Friedrich und Georg Seibold im Gasthof „Schwarzer Adler“ der Familie Ernst den „Turnverein Wilhelmsdorf “ aus der Taufe. Die Mitgliederzahl wuchs rasch auf zwanzig an. Im gleichen Jahr entstand in Eigenleistung auf freiem Feld am oberen Dorfende (heute Einmündung der Rosen- in die Bergstraße) ein Turnplatz. Er wurde mit einem Turnfest eingeweiht. Daran nahmen die Turnvereine aus Herzogenaurach und Neustadt an der Aisch teil. Bei diesem Fest wurde eine schwarz- rot-goldene, „von den damaligen Frauen und Jung- frauen gestiftete“ Vereinsfahne geweiht. Sie
„... bot einen brüchtigen (prächtigen) Anblick und war die Zirte (Zierde) und der Stolz des da- maligen Turnvereins“2.
Schon drei Monate nach der Gründung korrespon- dierte der Vorstand mit dem Turnverein der Stadt Schweinfurt wegen eines beabsichtigten bayerischen Turnertages. In dem Brief vom 24. August 18613 kommt zum Ausdruck, wie sehr damals das natio- nalistische Gedankengut des „Turnvaters“ Friedrich Jahn die Sportbewegung tangierte:
Wilhelmsdorf, den 24. August 1861 Heil dem Turn-Verein Schweinfurt!
Euer werthes Avis vom 16.d.Mts. haben wir er- halten, welches uns mehr als erfreulich ist; in- dem wir nicht nur einverstanden sind mit Eu- erem Gutachten, sondern wir sind schon lange beseelt mit diesem Vorschlag. Obwohl wir gegen den Vorschlag des betr. Seitz nichts einzuwenden haben insofern ein Bayer. Turntag zu Stande kommen soll, so muß aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden, daß Kreis-Turnfeste er- richtet werden u. dieselben die Verordnungen gleich dem Bayerischen erhalten sollen. Über- haupt sind heurigen Jahres so viel Erörterungen eingelaufen, daß kleine Feste schädlich sein sol- len, was gerade das Gegentheil ist; jeden wird’s erklärlich sein, daß ein deutsch nationaler Sinn durch das Turnen bewirkt werden soll; jeder von Uns gehört zur Deutschen Nation; folglich auch Leute von kleinen Städten u. vom Land, solche Leute können aber freilich nicht 40 bis 50 Stund Weg machen und sich den Charakter der Feste begreiflich zu machen, was hingegen bei Kreis- festen leicht möglich wäre. Schließlich wollen wir hoffen die Abgeordneten Schweinfurts Sonntags Früh 11 Uhr im Gasthaus zur blauen Glocke per- sönlich sprechen zu können, dies wünscht nebst
Bruder-Gruß & Handschlag der Abgeordnete des Turn-.Vereins Wilhelmsdorf G. Seibold Vorstand
2 Zitat aus der Festrede des Vorstandes im Jahre 1902, vgl. das Buch wie unter Fußnote1 Seite 102
3 Original des Briefes in Privatbesitz
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