Page 167 - Langsdorfer Verträge Inhalt

Forma compositionis 147
gung der übrigen Erben in der Herrschaft Münzenberg unter anderem durch energi- sche Förderung des nahe gelegenen Klosters Arnsburg43. Die Nachrichten hierüber verdichten sich unmittelbar mit dem Antritt des Erbes nach dem Tode seines Schwa- gers Ulrich II. von Münzenberg 1255. Sie lassen Präsenz und Engagement in der Wet- terau und vor allem in der Herrschaft Münzenberg erkennen, wobei es Philipp ver- stand, seinen Status als Reichsministerialer und Wahrer der Reichsrechte in der Region zu nutzen. Dabei ist nicht vorstellbar, dass er in seinem neu übertragenen Reichslehen in der Herrschaft Münzenberg, nach dem er sich 1257 kurzzeitig auch benennt44 und nach 1255 insgesamt sechsmal nachweislich mit Aufenthalten belegt ist45, bei einer für den Landfrieden bedeutsamen Verhandlung nicht zugegen gewesen sein sollte.
Philipp von Falkenstein war Mitglied des Rheinischen Bundes von 1254, an des- sen Gründung er mit seinem Vetter Philipp von Hohenfels beteiligt war46. Verwiesen sei an dieser Stelle auch schon auf seine Mitwirkung an der Mainzer Friedenseinung von 1265, auf die noch einzugehen sein wird. Am 22. Mai 1257 wurde er von König Richard von Cornwall mit dem Titel des Reichskämmerers (officium camere) sowie den Reichslehen Ulrichs von Münzenberg belehnt47. Eine jüngere Untersuchung von Ale- xander Thon hat zudem erbracht, dass Philipp von Falkenstein bei den vier Aufent- halten Richards von Cornwall im Reich von allen Reichsministerialen am häufigsten
Adel und Burgen. Untersuchungen zur Wetterau in der Stauferzeit (Büdinger Gbll. 21), Büdingen 2009, S. 158–161, das Thema in einen größeren Zusammenhang gestellt. Vgl. auch den Beitrag von Christine reinle in diesem Band.
43 Hierzu Andreas kuczera, Grangie und Grundherrschaft. Zur Wirtschaftsverfassung des Klosters Arnsburg zwischen Eigenwirtschaft und Rentengrundherrschaft 1174-1400 (QForschHessG 129), Darmstadt, Marburg 2003, S. 79–88; ders., Art. Arnsburg, in: Friedhelm JürGensmeier, Regina Elisa- beth schwerdtfeGer (Bearb.), Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thü- ringen (Germania Benedictina 4,1: Hessen und Thüringen), St. Ottilien 2011, S. 113–163, hier S. 120 f.
44 Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hrsg. von Leonard ennen, Gottfried eckertz, 6 Bde., Köln 1860–1869, hier Bd. 2, S. 369 ff., Nr. 372. Vgl. thon, Studien (wie Anm. 37), S. 158 Anm. 82, S. 190.
45 Erstmals ist er auf Burg Münzenberg 1256 (September 23) belegt, es folgen nachweisliche Aufenthal- te 1258 (Juli 25), 1259 (Januar 25), 1260 (April 26), 1260 (ohne Tagesdatierung), 1263 (April, Novem- ber 2), 1264 (April 13). Belege bei löffler, Falkenstein (wie Anm. 37), Bd. 2: Regesten, S. 35, Nr. 102, S. 39, Nr. 122 f., S. 40, Nr. 126, S. 43, Nr. 138, S. 44, Nr. 144, S. 46, Nr. 154, 157. Daneben gibt es auch eine in Eberstadt (3 km nördlich von Burg Münzenberg) ausgestellte Urkunde ebd., S. 40, Nr. 124.
46 Quellen- und Literaturangaben zum Rheinischen Städtebund bei kaufhold, S. 168 f. Anm. 1. Vgl. thon, Studien (wie Anm. 37), S. 187. Zur Mitwirkung Philipps am Rheinischen Städtebund auch schon Odilo enGels, Art. Bolanden, Herren von, in: LexMA 2 (1983), Sp. 356 f.
47 Reg. Imp. V,1,2 (Jüngere Staufer, 1198–1272), Nr. 5299 und 5301. Ohne auf die Verträge von Langsdorf einzugehen, wurde Philipps Rolle im Reichsdienst bereits eingehend gewürdigt bei schwind, Landvog- tei, S. 92–99, und ders. Beobachtungen zur Lage der nachstaufischen Reichsministerialität in der Wet- terau und am nördlichen Oberrhein, zuletzt in: Ursula Braasch-schwersmann (Hrsg.), Burg, Dorf, Kloster, Stadt. Beiträge zur hessischen Landesgeschichte und zur mittelalterlichen Verfassungsgeschich- te. Ausgewählte Aufsätze von Fred schwind (Unters.Mat.Verf.LG 17), Marburg 1999, S. 551–577, hier S. 561 ff. Ein eindeutiger urkundlicher Beleg für eine Tätigkeit Philipps als Landvogt der Wetterau liegt für ihn allerdings nicht vor. Möglicherweise aber können gerade die Verhandlungen von Langsdorf in diesen Kontext eingeordnet werden.