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tenden Widerstand seines Hofrates und Konsistoriums 1775 die private Religions- ausübung und die Errichtung eines Oratoriums gestattete. Seine praktizierte To- leranz wurde durch seine Audienzen bei den Päpsten Benedikt XIV. (1740-1758), Clemens XIV. (1769-1774) und Pius VI. (1775-1799) wie durch gute Beziehungen zu Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim (reg. 1755/57-1779) von Würzburg und Bamberg gefördert.13 Walter Brandmüller selbst hat in der Festschrift „150 Jahre Kir- che St. Ludwig“ darauf hingewiesen, daß dies auch dem Einfluß der französischen Schauspielerin Claire Hippolyte Clairon (1723-1803) zu verdanken sei, die bereits in ihrem Hause regelmäßig katholische Gottesdienste hatte feiern lassen.14 In Ansbach erbaute Johann David Steingruber 1777/78 mit der Karlshalle das erste katholische Gotteshaus seit der Reformation.15 Der klassizistische Rechtecksaal durfte nach au- ßen nicht als Kirche erkennbar sein. Für die Katholiken Ansbachs bedeutete dann die Regierungszeit König Ludwigs I. von Bayern (reg. 1825-1848, †1868) einen Neu- anfang. Jetzt endlich konnten sie mit der Errichtung einer repräsentativen Pfarrkir- che beginnen, über deren Erbauung in der erwähnten Festschrift Karl-Heinz Kurzi- dem berichtet.16 Die Baugeschichte wird auch in der Ansbacher Stadtgeschichte von Herrmann Dallhammer behandelt.17
Erlangen stand ebenfalls unter der Landesherrschaft Brandenburg-Kulmbachs, das seit 1769 von Markgraf Karl Alexander in Personalunion mit Ansbach regiert wur- de. Im Jahr 1784 konnten die Katholiken Erlangens ein Toleranzpatent erhalten, ab 1786 wirkte hier ein Priester im Einvernehmen zwischen der Bayreuther Regierung und dem Fürstbischof von Bamberg. Walter Brandmüller hat die Anfänge der ka- tholischen Gemeinde in der von Alfred Wendehorst herausgegebenen Geschichte der Stadt Erlangen behandelt,18 August Bosch sie ins 20. Jahrhundert fortgeführt.19 Die Entwicklung der daraus hervorgegangenen Pfarrei Herz Jesu untersuchte Felici- tas Brückner.20 Zuletzt setzte sich Sylvia Ostertag-Henning in ihrem Beitrag zur Er- langer Festschrift zum 1000jährigen Bamberger Bistumsjubiläum mit der Gründung
13 Dieter J. Weiß, Fürstenbegegnungen in Franken. Bamberg und Bayreuth im 18. Jahrhundert, in: Ar- chiv für Geschichte von Oberfranken 83, 2003, S. 363-378, hier S. 375-377.
14 Walter Brandmüller, Ansbach, in: 150 Jahre Kirche St. Ludwig. Festschrift zum 150jährigen Kirchen- jubiläum, hg. v. Kath. Pfarramt St. Ludwig, Ansbach 1990, S. 13-20, hier S. 14.
15 Joachim Hotz, Aus Frankens Kunst und Geschichte. Mittelfranken, Lichtenfels 1976, S. 162.
16 Karl-Heinz Kurzidem, Der Bau der St. Ludwigskirche in Ansbach, in: 150 Jahre Kirche St. Ludwig, S.
21-64, hier S. 28.
17 Hermann Dallhammer in Zusammenarbeit mit Werner Bürger, Ansbach. Geschichte einer Stadt,
Ansbach 1993, S. 234-238.
18 Walter Brandmüller, Die Anfänge der katholischen Gemeinde, in: Erlangen. Geschichte der Stadt in
Darstellung und Bilddokumenten, unter Mitwirkung von Gerhard Pfeiffer hg. v. Alfred Wendehorst,
München 1984, S. 153-155.
19 August Bosch, Die katholische Kirche vom Beginn der bayerischen Zeit bis zur Gegenwart, in: Erlan-
gen, hg. v. Wendehorst, S. 156-162.
20 Felicitas Brückner, Die Geschichte von Herz Jesu, Erlangen, Erlangen 1989.
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