Page 8 - Brandmüller_Kardinal_Reprint
P. 8
ner durch die Aufklärung ermöglichten toleranteren Haltung wurden in den Mark- graftümern wieder Katholiken zugelassen und zur ihrer seelsorgerlichen Betreuung Missionsstationen als Vorformen von Pfarreien errichtet.
In der Residenzstadt des obergebirgischen Fürstentums Bayreuth erfolgte die Er- laubnis zur Abhaltung katholischer Gottesdienste im Jahr 1714 aus dynastischen Rücksichten, weil der Oberhofmarschall Herrmann Friedrich Graf von Hohenzol- lern-Hechingen (1665-1733) katholisch war, über den Karl Müssel eine biographi- sche Studie verfaßt hat.6 Die Anfänge der katholischen Gemeindebildung fallen dann in die Regierungszeit Markgraf Friedrichs (reg. 1735-1763) und seiner Gemah- lin Prinzessin Wilhelmine von Preußen (1709-1758), zu denen neuere Forschungen vorliegen, in denen ihre Toleranz gegenüber den Katholiken nur am Rande themati- siert wird.7 Das Markgrafenpaar Friedrich und Wilhelmine unternahm im Sommer 1755 eine Reise durch Frankreich und Italien, wo sie von zahlreichen katholischen Geistlichen und in Rom von Kardinälen empfangen wurden.8 Ein Folge dieser Audi- enz waren offenbar eine Reihe päpstlicher Geschenke an die kleine Bayreuther Ge- meinde. Sehr detailliert hat sich Georg Steffel mit den Anfängen der katholischen Mission in Bayreuth auseinandergesetzt, wobei er eingehend die Baugeschichte des 1749 auf den Titel der Heiligsten Dreifaltigkeit benedizierten Oratoriums vorstellt.9 In der Stadtgeschichte von Rainer Trübsbach wird die katholische Gemeinde knapp berücksichtigt.10 Über die weitere Geschichte der Pfarrei Bayreuth ab dem 19. Jahr- hundert hat ebenfalls Georg Steffel eine ausführliche Chronik erarbeitet.11
Arno Störkel hat eine Biographie über Markgraf Karl Alexander von Ansbach12 (reg. 1757-1791, † 1806) verfaßt, der den Katholiken Ansbachs gegen den hinhal-
6 Karl Müssel, Hermann Friedrich Graf von Hohenzollern-Hechingen (1665-1733), in: Archiv für Ge- schichte von Oberfranken 62, 1982, S. 93-105.
7 Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth 1711-1763, hg. v. Georg Seiderer und Clemens Wach- ter (Franconia 5. Beihefte zum Jahrbuch für fränkische Landesforschung), Stegaurach 2012, hier etwa der Beitrag von Walter Sparn, Kirchenleitung und Theologie in Brandenburg-Bayreuth zur Zeit des Markgrafen Friedrich, S. 125-139, hier S. 130; Wilhelmine von Bayreuth. Das kulturelle Erbe der Markgräfin, hg. v. Günter Berger (Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband 2009), Bay- reuth 2009.
8 Wilhelm Müller, Die italienische Reise 1754/55, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken 38, 1958, S. 51-112, hier S. 75-89; Karl Müssel, Eine vatikanische Quelle zum Rombesuch der Markgräfin Wil- helmine, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken 55, 1975, S. 177-186; zuletzt Helmut Neu- haus, Begegnungen der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth auf ihrer Frankreich- und Italienreise 1754/55, in: Wilhelmine von Bayreuth, hg. v. Berger, S. 135-149, hier S. 141-144.
9 Georg Steffel, Religionsexerzitium und Gottesdiensträume der Bayreuther Katholiken nach der Re- formation bis 1813, in: Archiv für Geschichte von Oberfranken 70, 1990, S. 85-122.
10 Rainer Trübsbach, Geschichte der Stadt Bayreuth 1194-1994, Bayreuth 1993, S. 139f.
11 Georg Steffel, Chronik der Schloßkirche. Die katholische Pfarrei „Unsere Liebe Frau“ in Bayreuth
von 1813 bis 1999, Bayreuth 1999.
12 Arno Störkel, Christian Friedrich Carl Alexander. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth (For-
schungen zur Kunst- und Kulturgeschichte 4), Ansbach 21998.
VII