Page 33 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Zum Erfurter Geleit in Mittelalter und früher Neuzeit
ließen 1556 auf Bitten des Geleitsmanns Johann Weichberg die kurmainzi- schen Beamten ihre Untertanen Hand- und Spanndienste zum Straßenbau um Erfurt leisten.27 Zudem wurden 1588 im Geleitsamt zahlreiche „Bau- register über die Straßen im Hauptgeleit Erfurt“ aufgefunden.28
Für die älteste erhaltene Erfurter Geleitstafel (GT 1) wird ihre Entste- hung gewöhnlich um 1315 angenommen. Wohl vor diesem Hintergrund schloss Hans Patze aus dem Friedensvertrag Friedrichs des Freidigen mit Erfurt im Jahre 1310, in dem dieser die Stadt in seinen Schutz nahm und ihren Bürgern den ungehinderten Verkehr auf seinen Straßen garantier- te,29 damals sei es dem Landgrafen gelungen, sein wettinisches Geleits- amt in Erfurt einzurichten.30 Jedoch trug schon 1299 ein Erfurter Bürger den Beinamen „Geleitsmann“: Heinricus dictus Geleitsman civis in Erfor- dia bezeugte einen Landverkauf an das Martinshospital.31 Somit bestand die landgräfliche Geleitstation bereits vor 1300 in Erfurt, und zwar wegen des festen Beinamens des Bürgers sicherlich schon längere Zeit. Zudem ist Heinrich nun der erste namentlich bekannte Erfurter Geleitsmann.
Neben dem Geleitsgeld, auch wenn es bisweilen als Zoll bezeichnet wur- de,32 erhoben die Stadt-und Landesherren auch wirkliche Zölle. In Erfurt verlangte der Erzbischof von Mainz als Stadt- und Marktherr zum einen von allen Verkäufen als eine Art Umsatzsteuer einen Zoll, der hier zuerst
23664 Bl. 4v: Des gleitzmans Hansen Hirschpachs zu Erffurdt bericht der bru- cken halben zu Berlstedt, welche dem rathe zu Erffurdt zu machen lassen bevo- len anno 1522. – Berlstedt gehörte zum Landgebiet der Stadt Erfurt.
27 LHASA Magdeburg, Cop. Nr. 1378 Bl. 181r: Abschrift eines Schreibens des Geleitsmannes Johann Weichberg von 1556 August 24, mit dem er den kurmain- zischen Beamten dafür dankt, dass sie auf seine Bitte hin, ohne dazu verpflichtet zu sein, etzliche ire underthane zu dem strassen baw umb Erffurdt haben faren und mit der handt fronen lassen.
28 Im Inventar von 1588 (vgl. Anm. 26), ThHStA Weimar, Fstm. Weimar B Nr. 23664, Bl. 4r–5v für die Jahre 1574–1580 und danach.
29 Vgl. unten Anm. 59.
30 Patze, Hans: Politische Geschichte im hohen und späten Mittelalter. In: Geschichte
Thüringens 2, 1 (vgl. Anm. 20). S. 1–212. Hier S. 70.
31 1299 Sept. 27, Ritter Hermann von Döllstedt gen. Stranz d. J. für das Martinshos-
pital zu Erfurt, StadtA Erfurt, 0-0/B 25-4 (Ausf.). Druck: UB der Stadt Erfurt. Bearb. von Carl Beyer. 1. Teil (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Bd. 23). Halle 1889. Nr. 483, doch mit einigen Versehen, so auch Geleitsmann.
32 Vgl. unten mit Anm. 63.
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