Page 20 - Mitteilungen-Geschichtsverein Erfurt Heft 22
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Tim Erthel
Aus der Ehe ging 1631 ein Sohn namens David Bartholdus hervor. Sebastian Schröter starb am 9. September 1650 in Erfurt.
Es ist wahrscheinlich, dass Schröter für seinen Tod Vorkehrungen getroffen hatte, die auch die Modalitäten der Bestattung regelten. Er ver- zichtete auf einen eigens für ihn neu gefertigten Grabstein und bestimmte einen bereits existierenden in der Kirche. Seine Wahl erfolgte dabei nicht willkürlich, sondern mit Bedacht. Er entschied sich für den Grabstein Johannes Langs. Schröter dürfte den Reformator Zeit seines Lebens als Vorbild angesehen haben. Beide waren führende Theologen ihrer Zeit. Sie übten das Predigtamt aus und setzten darüber hinaus wichtige Impulse zur Förderung der evangelischen Kirche in Erfurt. Eine weitere Gemeinsam- keit ist ihr unermüdliches Wirken auf dem Gebiet der humanistischen Wis- senschaften. Sie hielten Vorlesungen an der Universität in Gräzistik bzw. Hebraistik. Auch leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Übersetzung biblischer Texte.
Der große Respekt vor der Person Langs drückt sich in der respektvol- len Behandlung seines Grabsteins aus, indem keine großartigen Eingriffe und Veränderungen bei der Schaffung der Grabinschrift für Schröter vor- genommen wurden, wie man sie bei vielen anderen Steinen feststellen kann. Die Grabinschrift Schröters befindet sich zwischen der Figur Langs und dem linken Inschriftenrahmen. Sie drängt sich nicht auf, sondern ordnet sich unter. Sie verteilt sich auf drei Zeilen und ist damit deutlich kürzer als die Grabinschrift Langs. Die Schreibrichtung verläuft von oben nach unten. „M(AGISTER) SEBASTIANVS SCHRÖTER AD / D(IVOS)[?] MICHAEL(EM) GEORG(IVM) ET SERVATI(VM) PASTOR / [SAN- CTAE THEOLOGIAE] PROF(ESSOR) PVBLIC(VS) ANNO 165[0]“.19
Die Praxis der Zweitverwendung eines Grabsteins für eine Person ähn- lichen Profils wie das des Erstbestatteten gibt es häufiger. So wurden in der Michaeliskirche unter Grabstein „14“ allein drei Pfarrer der Kirche bestat- tet.20 Ein anderes Beispiel bildet der heute verschollene Grabstein des Erf- urter Geistlichen und Organisten Johannes Gerhardi im Erfurter Dom,
In: Die Bibliothek des Evangelischen Ministeriums zu Erfurt. Geschichte, Bestände, Forschungsbereiche. Hg. von Michael Ludscheidt. Jena 1998. S. 15-30, hier v. a. S. 16f.
19 Die Kirchen St. Georg und St. Servatius waren im Zuge der Reformation mit der Michaeliskirche zu einer Gemeinde fusioniert (Kunstdenkmäler [wie Anm. 11], S. 499f.).
20 BEME, „Verzeichnüß [...]“ (wie Anm. 13). Nr. 14.
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